Schlaglicht: Citroën TPV wiederentdeckt

Ein einzelner Scheinwerfer und Positionsleuchten sind 1939 per französischer Straßenverkehrsordnung vorgeschrieben. Dem minimalistischen Konzept entsprechend benötigt der erste 2CV auch keine Lackierung: Bis auf die Radhauben sind alle Karossserieteile aus Aluminium.

Ein einzelner Scheinwerfer und Positionsleuchten sind 1939 per französischer Straßenverkehrsordnung vorgeschrieben. Dem minimalistischen Konzept entsprechend benötigt der erste 2CV auch keine Lackierung: Bis auf die Radhauben sind alle Karossserieteile aus dem gewichtssparenden Leichtmetall Aluminium.

Die Anweisung von Citroën-Chef Pierre Boulanger ist 1939/40 eindeutig: Alle 250 Vorserienfahrzeuge des späteren 2CV (offiziell “Type A”, inoffiziell TPV für “Toute petite voiture”, frz. “ganz kleines Auto”) werden verschrottet. Man folgt Boulanges Anweisung weitgehend. Zwar wollen Zeitzeugen einzelne TPV im Pariser Stadtverkehr der vierziger Jahre gesehen haben, andere berichten von ausgeweideten Karossen im Werk Levallois-Perret, ansonsten aber scheint die Vorserie seit Kriegsbeginn vom Erdboden verschluckt.
 
Ein Exemplar der in La Ferté-Vidame gelagerten TPV wird 1968 von Citroën restauriert und gilt für Jahrzehnte als einziges überlebendes 2CV-Vorserienexemplar. Bild: Citroën/Archiv garage2cv.de

Ein Exemplar der in La Ferté-Vidame gelagerten TPV wird 1968 von Citroën aufgearbeitet und gilt für Jahrzehnte als einziges überlebendes 2CV-Vorserienexemplar. In den neunziger Jahren wird es von einem Citroënhändler in Zentralfrankreich überarbeitet und erhält bei dieser Gelegenheit gleich eine eigentlich unpassende Lackierung. Bild: Citroën/Archiv garage2cv.de

Über Jahrzehnte hinweg gilt nur ein einziges Exemplar als erhalten: Das äußerlich zu einem “Versuchsträger für Reifen” umgebaute TPV läuft bei Michelin in Clermont-Ferrand und kommt später in ein Automuseum bei Lyon. Erst 1968 taucht dann im Zuge der 2CV-Renaissance ein von Citroën-Werbemann Jacques Wolgensinger “wiederentdecktes” Exemplar auf, das – fahrfähig aufgearbeitet – fortan als letztes überlebendes Exemplar gilt … Als Fundort des Fahrzeuges wird ein Bauernhof auf dem Areal der Citroën-Teststrecke von La Ferté-Vidame genannt, dort soll es schon zu Boulangers Zeiten als “Langzeitversuchsobjekt Korrosion” eingemottet worden und dann in Vergessenheit geraten sein.
 
Es ist sehr wahrscheinlich, dass Jacques Wolgensinger schon in den Sechzigern auch die restlichen auf dem Speicher des Gebäudes gelagerten TPV gesichtet hat, denn fortan kursieren bereits erste Gerüchte um die in Vergessenheit geratenen TPVs. Doch erst drei Jahrzehnte später “entdeckt” man die noch immer auf dem Dachboden befindlichen TPV auch offiziell wieder.
 
Alle vier in Citroën-Eigentum befindlichen TPV werden erstmals im Rahmen der Pariser Veranstaltung 40 bougies pour la 2CV  im Mai 1998 einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt.
 
Von Jan Eggermann
 
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