Kaufberatung Citroën C15

Citroën C15D
50.000 Kilometer-Test (1999 – 2002)

Seit mittlerweile acht Jahren wird der Citroën C15 nicht mehr offiziell in Deutschland vertrieben. Kurz nach Einführung des Nachfolgemodells Berlingo nahm ihn die deutsche Werksniederlassung aus dem Programm. Offiziell begründet wurde dies mit der hierzulande eingeschlafenen Nachfrage nach dem auf der 1988 eingestellten Visa-Baureihe basierenden Kastenwagen. Der im spanischen Vigo montierte C15 ist jedoch in zahlreichen europäischen Ländern weiterhin bestellbar. Ist er als EU-Import eine Alternative zur Berlingo-Reihe?

Das Testfahrzeug wurde nach einer rund sechswöchigen Lieferzeit Mitte November 1999 im südfranzösischen Gap ausgeliefert und zunächst dort mit einem französischen Überführungskennzeichen zugelassen. Die Formalien hinsichtlich der Kurzzeitzulassung in Frankreich bereiteten keinerlei Probleme und wurden vom örtlichen Citroën-Händler übernommen. Ganz erwartungsgemäß verlief die Fahrt ins künftige Haupteinsatzgebiet sowohl über die vorwinterlichen Strassen der Seealpen als auch über die Nationalstrassen und Autobahnen gänzlich unproblematisch. Allerdings machte sich schon nach wenigen Metern Fahrt ein völlig falsch justiertes Lenkrad negativ bemerkbar. Wir haben uns jedoch entschlossen es als individuelles Erkennungszeichen des Autos an seinem Platz zu lassen. Später fiel auch noch auf, dass auf der Beifahrerseite eine Zierleiste an der Regenrinne und einige Verschlussstopfen zur Hohlraumversiegelung vergessen wurden. Eingesetzt im Alltagseinsatz musste der Wagen zunächst täglich jeweils rund 120 Kilometer im Wechsel Landstrasse/Stadt/Autobahn zurücklegen. Da der Testbeginn mit ersten Wintereinbrüchen einher ging, konnte gleich die Wintertauglichkeit des Fahrzeuges geprüft werden. Über die positiven Eigenschaften des Frontantriebs in Verbindung mit dem stets zuverlässig und ruhig arbeitenden Motor wollen wir an dieser Stelle nichts sagen. Der erste Kundendienst wurde nach 2.251 Kilometern in einer Citroën-Werkstatt in der Umgebung des westfälischen Schwerte durchgeführt. Leider wurde dabei der Ölfilter nicht richtig angezogen, so dass nach einigen Wochen der gesamte Unterboden des Fahrzeuges mit einer Ölschicht überzogen war. Glücklicherweise hielt der Ölfilter aber zumindest den größten Teil des Motoröls.

Einen unplanmäßigen Werkstattaufenthalt absolvierte der kleine Lieferwagen im Mai 2000 bei einem Kilometerstand von 13.249 Kilometern. Da die Fahrertür werksseitig nicht korrekt justiert worden war, hatte sich an einer Stelle des Türrahmens der Lack abgeschabt. Die nachfolgenden Arbeiten wurden von der Garantie vollkommen abgedeckt. Probleme gab es jedoch mit der notwendigen Leihwagengestellung. Da es sich bei dem Wagen um ein Eigenimportfahrzeug handelte, sah man sich in der Dortmunder Werksniederlassung außer Stande, einen kostenlosen Leihwagen für die Zeit des dreitägigen Werkstattaufenthaltes zu stellen, obwohl dies die französischen Garantiebestimmungen ausdrücklich vorsehen. Im Nachhinein zeigte sich die Importgesellschaft in Köln zwar kulant und beglich einen Teil der normalerweise für einen Mietwagen fälligen Rechnung: Trotzdem blieb ein schaler Beigeschmack zumal man in Dortmund anklingen ließ, dass der Wagen ohnehin “billiger als in Deutschland gewesen sei” und in solchen Fällen Kunden grundsätzlich kein kostenloser Leihwagen überlassen werde.


Der erste bei 15.000 Kilometern durchgeführte Wartungsdienst gestaltete sich routinemäßig. Neben dem Motoröl wurde lediglich der Scheibenwischer gewechselt und die von Anfang an falsche Lichteinstellung korrigiert. Thema Biodiesel: Obwohl wir von Citroën lediglich eine fünfprozentige Freigabe erhielten, haben wir das Fahrzeug ständig im Verhältnis 3/1 Biodiesel/Diesel betankt. Probleme gab es dabei keine. Lediglich im Volllastbetrieb trat ein kaum spürbarer Leistungsverlust auf.

Neben den täglichen Aufgaben musste das Fahrzeug immer wieder längere Strecken nach Paris, Hamburg, Basel und Nizza über sich ergehen lassen. Wie erwartet ohne Probleme. Dabei machten sich die im Vergleich zu früheren Modelljahren gut aufgepolsterten Sitze positiv bemerkbar. Selten waren Klagen über Rückenschmerzen zu hören. Ernste Probleme bereitet der Innenraum allerdings größeren Fahrern. Ab etwa 1,85 Meter Länge wird es recht eng!

Im Dezember 2000 rüsteten wir den C15 mit einer Anhängekupplung von Westfalia aus. Dank prompter und kompetenter Hilfe des Wiedenbrücker Unternehmens ohne Problem. Mit Anhängelasten wurde der Wagen zwar gut fertig, jedoch gelangte der ansonsten recht durchzugskräftige 1,8 Liter-Motor vor allem an Steigungen an seine Grenzen. Im Januar 2001 machte dann bei 38.000 Kilometern ein nicht mehr funktionierender elektrischer Fensterheber auf sich aufmerksam: Bedingt durch stärkere Regenfälle stand ein am Hebemotor sitzender Verbindungsstecker unter Wasser. Nach erfolgter Abdichtung klappte aber alles wieder wie gehabt. Leider war diese unverhoffte Begebenheit symptomatisch für eine offensichtlich laxe Verarbeitungsmentalität im spanischen Zweigwerk des Herstellers. Ebenfalls an den Türen machte sich eine schlechte Entfettung der Rohlinge bemerkbar: An zwei Stellen platzte schon nach kurzer Zeit der Lack vom Blech, welches dann schnell korrodierte.

Bei Kilometerstand 41.000 erfolgte ein Austausch der vorderen Bremsbeläge. Angesichts des Hängerbetriebes kein schlechtes Ergebnis. Bei dieser Gelegenheit wechselten wir auch die Bereifung von vorne nach hinten. Die serienmäßige Michelinbereifung dürfte noch für weitere 30.000 Kilometer gut sein. Völlig unspektakulär brummte das Testfahrzeug die restlichen Kilometer über die angesetzte 50.000 Kilometergrenze. Ob im harten Winterbetrieb in deutschen Mittelgebirgen oder bei 40 Grad an den Gestaden des Mittelmeeres: C15 hat uns keine Probleme bereitet. Nach Abschluß des 50.000-Kilometer-Tests zeigt sich das Fahrzeug noch in einem recht guten Allgemeinzustand. Lediglich ein paar kleine Steinschlagschäden und kleine Ansätze von Korrosion an den im Motorraum gelegenen Auflageflächen der Kotflügel und dem Abschlepphaken bestätigen die unzureichende Qualität der Lackierung. Wirklich Negatives ist uns letztlich nicht in Erinnerung geblieben. Schade ist allerdings, dass die besuchten Vertragswerkstätten kein Ruhmesblatt hinterließen. So musste der seinerzeit in Dortmund in Stand gesetzte Türrahmen zwischenzeitlich nochmals überarbeitet werden. Trotz der guten Figur bleiben noch ein paar Wünsche offen: Ein Fahrerairbag sollte in der heutigen Zeit auch in Frankreich Standard sein und zumindest ein konventioneller Seitenaufprallschutz müsste auch mit vertretbarem Aufwand realisierbar sein. An einen Durchbruch in punkto Verarbeitung glauben wir nicht mehr. An eine etwas bessere Schallisolierung des Aufbaus à la Berlingo schon eher. Ihm entstammt ja schon der seit Dezember 2000 eingebaute 1,9 Liter-Motor. Und dann gibt es da noch was: Den nächsten C15 würden wir gerne nicht erst in Frankreich holen müssen. Wofür gibt es in Deutschland ein relativ dichtes Händlernetz?

Als Alltagsauto gefiel uns der Wagen gut. Es mag daran gelegen haben, dass sich augenscheinlich noch etwas vom Charme alter Citroën-Tage finden lässt. So haben sich neben den alten Sicherungskästen der Ente Details wie die Außenblinker oder die Innenbeleuchtung aus GS und GSA in die heutige Zeit herübergerettet. Die butterweiche Federung lässt keinen Zweifel: Bei unserem C15 handelte es sich um nichts anderes als einen zweisitzigen Visa Baujahr 1984 aus dem Modelljahr 2000! Angesichts eines Einstandspreises der gut 5.000,- DM unter denen des vergleichbaren Berlingo liegt eine gute Alternative.

Von Jan Eggermann, 2002


Tipps zum Import (Stand 2002):

Unproblematisch gestaltet sich die Neuwagenbestellung. Sprachkenntnisse vorausgesetzt. In jedem Fall darauf achten, dass keine französische Mehrwertsteuer ausgewiesen wird. Dies ist zwar europarechtlich ohnehin für den Fall einer Ausfuhr nicht gestattet, passiert aber doch meistens. Der Citroën-Händler vor Ort übernimmt in der Regel die Zulassungsformalitäten bei der französischen Präfektur. Sie stellt den vorläufigen Fahrzeugschein für Frankreich (Certificat d´Immatriculation provisoire de vehicule) und das im Ausland erforderliche Pendant (Certificat international pour automobiles) aus teilt die erforderlichen Nummernschilder zu. Die französische Zulassung ist dann fünfzehn Tage gültig (mit Ausnahme von Samstagen, Sonntagen und gesetzlichen Feiertagen). Eine Versicherung kann vor Ort oder – bequemer – direkt in Deutschland abgeschlossen werden. Hierzulande führt der erste Weg zum Kraftfahrtbundesamt nach Flensburg. Dort kann man unter Angabe des Grundes und der Fahrgestellnummer eine Unbedenklichkeitsbescheinigung beantragen. Danach folgt eine Tüv-Abnahme. Dies dient in erster Linie zur Feststellung der Konformität des Fahrzeuges mit den deutschen Gesetzen. Falls die Mehrwertsteuer nicht schon im Ausland bezahlt wurde muss diese jetzt beim zuständigen Finanzamt entrichtet werden. Danach kann unter Vorlage der gesammelten Unterlagen und einer Rechnung (entrichtete Mehrwertsteuer muss ersichtlich sein) das Fahrzeug angemeldet werden.
 
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