Die Sausss-Ente von Citroën
Im Februar 1987 bringt Citroën das letzte 2CV-Sondermodell auf bundesdeutsche Straßen. Was der Sausss-Ente an Leistung fehlt, macht freche Publicity wett. Und das offenbar so erfolgreich, dass es bis heute Nachfrage nach entsprechenden Aufklebern gibt.
Von Jan Eggermann, Garage 2CV
Kontrastreiches Citroën-Programm 1987: Als einziger Automobilhersteller kultiviert Citroën einen Gegensatz, der größer nicht sein kann. Neben modernen Klein- und Mittelklassewagen (AX und BX), avantgardistischen Hydropneumaten (CX-Reihe) und zwei Lieferwagen findet sich in der bundesdeutschen Preisliste sogar noch der Citroën 2CV. Blättert man nach ganz hinten, findet man ihn in den beiden verbliebenen Varianten Club und Charleston. Er wird schon seit fast vierzig Jahren hergestellt und genießt als Ente Kultstatus, den ansonsten nur Mini und VW Käfer erreichen.
Mit 8.950 DM (Charleston ca. 800 DM Aufpreis) ist der 2CV Club der preiswerteste Citroën und vom Anschaffungspreis her auch das günstigste überhaupt in Westeuropa hergestellte Auto. Aufpreispflichtige Sonderausstattungen gibt es keine mehr, abgesehen vom 2CV Charleston mit aufgesteppten Polstern, Zweifarbenlackierung (Rot/Schwarz oder Nachtgrau/Nebelgrau), Radkappen und verchromten Scheinwerfertöpfen. Wer einen “normalen” neuen 2CV will, kann lediglich die Lackierung aus den drei “französischen” Farben aussuchen: Rot, Schneeweiß und Taubenblau.
Citroën macht aus dem begrenzten Angebot an Farben und Individualisierungmöglichkeiten eine Tugend und bringt von Zeit zu Zeit auch andersfarbige 2CV-Sondermodelle in den Handel. Der Oldtimer ist natürlich ein Anachronismus, den Citroën aber durch innovative Werbemaßnahmen immer wieder geschickt hervorzuheben versteht. Bestes Beispiel ist die im September 1985 zur Frankfurter IAA vorgestellte Sonderserie I fly bleifrei. Vor allem ist sie eines: Auffällig. Von den Türen des in Bambusgrün lackierten 2CV verkündet eine Comic-Ente selbstbewusst “I fly bleifrei.” Tatsächlich hat Citroën den Boxermotor noch für den Betrieb mit bleifreiem Benzin optimiert, so dass der 2CV sogar als bedingt Schadstoffarm einige Monate von der Kraftfahrzeugsteuer befreit wird. Gewöhnungsbedürftig ist einzig die penetrant braune Innenausstattung. Doch zum Preis eines 2CV Club bekommt man die Ente grün sogar mit verchromten Scheinwerfern und weißlackierten Felgen. 2.000 Stück werden aufgelegt, einige schaffen es als Canard vert sogar in den Citroën Vertrieb der französischsprachigen Schweiz.
Auffällig ist auch die am 16. Februar 1987 zum Preis von 9.150 DM vorgestellte bambusgrüne Sausss-Ente, an deren Seiten zu lesen ist Von 0 auf 100 in 59,4 Sekunden. Im entsprechenden Prospektblatt ist zu lesen, dass ihre Genügsamkeit weniger an eine Ente, als an ein Kamel erinnere, denn ihr reichten 7,0 Liter Normalbenzin in der Stadt und 6,0 Liter bei konstant 90 km/h. Daneben könne sie mit ihrem reichhaltigen Platzangebot selbst hinten zwei ausgewachsene Küken unterbringen und schließlich zeige das Riesenrolldach auch, dass die Sausss-Ente ein ausgesprochener Sommervogel sei. Unübersehbar sind die großen Comic-Enten an den Wagenseiten, die die Schriftzüge Sausss-Ente wie einen Schweif hinter sich her ziehen. Manch ein Entenfahrer will einfach nur in einer grünen Ente Fahren und entfernt die Aufkleber sofort nach Auslieferung, doch bald sieht man auch Sausss-Enten in anderen Farben auf den Straßen, denn die Aufkleber sind zum Nachrüsten direkt beim Citroën-Händler erhältlich. Der hat damals selbst Einschußlöcher (2CV 007) im Angebot. Direkt ab Werk gibt es die 2.000 Serien-Exemplare der Sausss-Ente aber nur in Vert Bamboo.
Originale Sausss-Enten sind inzwischen selten geworden, doch ganz in Vergessenheit geraten ist das ausgefallene Design selbst nach 30 Jahren noch nicht. Dafür sorgt ein kleines Unternehmen namens 2CV Dekore, dass sich auf die weitgehend originalgetreue Reproduktion entsprechender Aufkleber spezialisiert hat. Neben Klebesätzen für andere 2CV-Varianten kann man sich dort für rund 200 Euro auch den kompletten Aufklebersatz der Sausss-Ente bestellen und das auf Wunsch sogar in individuell angepassten Farben, was bei Restaurationen eine unschätzbare Hilfe ist. Selbst in Kanada läuft schon eine Ente in der Optik des letzten bundesdeutschen 2CV-Sondermodells.
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