Abschied in Puebla: Zum Ende des VW Käfers
Vor einigen Tagen erreichte uns die Nachricht der bevorstehenden Produktionseinstellung des VW Käfer in Mexiko. Alle deutschsprachigen Medien haben bereits in entsprechender Form berichtet und den Käfer im fernen Exil noch einmal zu einem medialen Ereignis gemacht. Der richtige Augenblick ein paar Worte zu verlieren.
Von Jan Eggermann, 2003
Gemeinsamkeiten? Gemeinsamkeiten!
Wie unsere Ente entstammte der Käfer konzeptionell den dreißiger Jahren des vorherigen Jahrhunderts. Einer Zeit, in der sich die Massenmotorisierung Europas längst ankündigte, und sich die Automobilhersteller langsam auf die neuen Märkte einzustellen begannen. Das Privatunternehmen Citroën musste damals Autos verkaufen, um zu überleben. Und deshalb war man in Paris daran interessiert, den Absatz von Fahrzeugen auf eine möglichst breite Basis potentieller Käufer zu stellen. Mit der Entwicklung des TPV genannten Entenvorläufers suchte man diesem Anspruch gerecht zu werden. Ganz andere Interessen hatte man dem gegenüber in Berlin. Mitte der dreißiger Jahre wurde von den damaligen Machthabern zwar offiziell noch laut über eine “Volksmotorisierung” nachgedacht. Bald nach Grundsteinlegung des in der Nähe von Fallersleben aus dem Boden gestampften Volkswagenwerkes gab es erste Sparbücher für den KdF-Wagen, in die hunderttausende von “Volksgenossen” jeden Freitag ihre Sparmarken im Wert von fünf Mark klebten. Einen VW zum subventionierten Preis von neunhundertneunzig Mark hat jedoch keiner von ihnen jemals bekommen. Denn mittlerweile standen die VW´s längst im Kampfanzug vom Schlage eines Kübelwagens an allen Fronten und fern der Heimat. Auch in Paris. Der scheidende EU-Konventspräsident Valery Giscard d´Estaing erinnert sich noch heute an die Geräusche der Boxermotoren in Paris… Dort führte man bei Citroën die Entwicklung des späteren 2CV nun vollends im Geheimen weiter.
Die rund zweihundertfünfzig bereits produzierten TPV´s wurden dort zum Großteil zerlegt und verschrottet. Eine Handvoll hat in allerhand Verstecken den Krieg überlebt. Nicht ganz unentdeckt liefen die Arbeiten am 2CV weiter, denn die Deutschen wussten sehr wohl um das Projekt bei Citroën. Die VW- Entwickler – an ihrer Spitze Ferdinand Porsche – setzten alles daran, den “feindlichen” Kollegen bei Citroën über die Schultern blicken zu dürfen. Doch in den Pariser Werken schlug man jedes Angebot zur Kollaboration in Sachen 2CV aus. Man ließ die Deutschen – trotz attraktiver Tauschangebote vom Schlage “Ein Exemplar des TPV gegen ein Exemplar des Volkswagen” – im Dunkeln. Ein erzwungener Technologieaustausch hätte den Käfer jedoch auch nicht grundlegend verändert. Denn seine Details hatte man anderswo – Sie wissen schon: in Berlin – festgelegt. So wurde der Heckantrieb von höchster Stelle bestimmt. Führerbefehl hieß das damals. Und der hat sich nun spätestens im Juli 2003 überlebt. Nach Ende des Krieges wurde der VW schnell zum Inbegriff des deutschen Wirtschaftswunders. Von seiner Vergangenheit war jetzt keine Rede mehr. Denn erstens konnte sich kein Mensch mehr daran erinnern, dass der Käfer kurze Zeit zuvor noch Feldgrau getragen hatte. Und zweitens war die Geschichte mit den alten KdF-Sparern, die Mitte der fünfziger Jahre tatsächlich das bundesdeutsche Volkswagenwerk auf die Einhaltung der Sparverträge verklagen wollten ebenfalls schnell vergessen. Denn die Sparer unterlagen vor Gericht.

Última Edición: Die letzte Sonderserie des Vocho ist besonders bechromt Sonderserie zum Ende der Produktion. Bild: Volkswagen, 2003.

Sogar Weißwandreifen fehlen den letzten Käfern aus Mexiko nicht. Bild: Volkswagen, 2003.
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