Citroëntreffen am Mittelmeer

Am ersten Maiwochenende wurde das südfranzösische La Tamarissière zum Eldorado für Citroënfans - La Deuch Folie'

Rund um die südfranzösische Stadt Agde fand jetzt mit La Folie Deuch’ das erste größere Treffen für Citroënklassiker statt. Wir haben uns die “verrückten Enten” angesehen.
 
Text: Jan Eggermann, Bilder: Garage 2CV
 
Unter den Pinien eines Campingplatzes im südfranzösischen Badeörtchen La Tamarissière stehen am frühen Abend des 1. Mai 2022 noch ein paar Aktive und verabschieden letzte Abreisende mit großem „Au revoir.“ Schon jetzt ist klar, dass man sich im nächsten Jahr wohl an genau dieser Stelle wiedersehen wird. Und man hat in La Tamarissère auch noch Großes vor. An jenem Abend bleibt nur eine einzige Frage offen: Warum ist man nicht schon viel früher auf die Idee eines Citroën-Treffens in dieser schönen Region gekommen, die schon seit griechischer und römischer Zeit kultiviert wird?
 
Enten in allen Versionen haben in Le Grau d'agde Aufstellung genommen - La Deuch Folie'

 
Der Landstrich zwischen den großen Weingebieten des Coteau de Languedoc, dem für seine Austernzucht bekannten Etang de Thau und den Stränden des Mittelmeers hatte sich vom 29. April bis zum 1. Mai 2022 zu einem Eldorado für klassische Citroëns entwickelt. Erstmals fand hier die e Veranstaltung „La Folie Deuch´“ statt. Über drei Tage hinweg zog es rund 140 registrierte Fahrzeuge und überdies noch eine ganze Menge spontaner, unangemeldeter Teilnehmer nach La Tamarissière, Marseillan-Plage oder Le Grau d‘Agde. Praktisch alles, womit Citroën einst die Autowelt zu beeindrucken wusste, war zu sehen: Enten in allen möglichen Varianten und Zuständen, Ami 6, 8 und Super, dann die VISA mit 2- und 4-Zylindern. Auch Traction Avant und DS waren da. Und alle Fahrzeuge waren dann während der Treffentage nach einem präzisen Ablaufplan an wechselnden Orten zu sehen. Freitags etwa von 15 bis 16 Uhr am Campingplatz, dann per gemeinsamer Fahrt zur bekannten Weinkooperative nach Marseillan-Plage, dort gemeinsames Essen und Ausstellung der Fahrzeuge usw.
 

 
Die Teilnehmenden lernten durch den „Fahrplan“ die Einzigartigkeit der Landschaft rund um das kleine Vulkanmassiv des Mont St. Loup in Meeresnähe kennen und sahen die Veränderungen und Eingriffe, die der Tourismus vergangener Jahrzehnte mit sich gebracht hat. Und auf der anderen Seite waren die klassischen Citroën an allen Ausstellungsorten ein gern gesehener Anziehungspunkt für die lokale Bevölkerung und aufgrund des ersten Maiwochenendes zahlreich anwesender Urlauber. Es gibt wohl kein besseres Präsentationskonzept um der „Normalbevölkerung“ „das alte Auto“ nahe zu bringen, als Fußgängerzonen voller Enten. Übrigens allesamt mit untergelegten Pappen gegen Ölverlust. Zu Recht: Man sah nicht eine einzige Ente, bei der die Kartons unbefleckt geblieben wären…
 

 
Höhepunkt von „La Folie Deuch´“ am Samstag in Le Grau d‘Agde. Dort waren die ganze Strandpromenade inklusive des zugehörigen Parkplatzes für die „verrückten Enten“ reserviert worden. Nach gemeinsamer Festtafel („Tetoilles Setoise und dem hier unverzichtbaren Rosé) zwischen altem Blech und Strand ein Schönheitswettbewerb für Mensch und Maschine, moderiert von einem Podest aus, ganz wie früher auf unseren CC- und ACC-Treffen. Weiteste Anreise für ein Päarchen aus Belgien, das im orangenen Citroën Mèhari gekommen war. Apropos: „Citroën“ als Herstellerbezeichnung für die „A-Modelle“ muss wohl künftig etwas relativiert werden. Unter die vielen echten Doppelwinkel mischten sich auch schon Elektro-Mèharis, entweder als „Retro-Fit“-Umbau, oder als Neuwagen vom Schlage eines „Eden“ (Mèhari Club Cassis) oder „E-Story“ (MLT Automotive).
 

 
Viel Aufmerksamkeit erregte der mintgrüne Prototyp eines ganz besonderen Neuwagens, der künftig die Silhouette der Ente wieder häufiger im Straßenverkehr sichtbar machen könnte: Ein lautlos daher rollender Elektro mit Wellblechhaube, alter Karosserie und Selbstmördertüren. Die wohl bereits für Frankreich homologisierte – also in Serie zulassungsfähige Studie – verfügt unter Beibehaltung der gesamten 2CV-Achsaufhängung und Federung über einen völlig neukonstruierten Alurahmen, in dem die Batterien eingebaut sind. Dadurch soll der komplette Innenraum der Ente frei nutzbar bleiben. Die Autonomie des Prototypen liegt bei 250 Kilometer, in der Serienversion sollen es über 300 sein. Der ganz aus französischen bzw. europäischen Teilen produzierte Elektro-2CV wird wie der aktuelle Citroën Ami als Leichtfahrzeug zugelassen, Spitze: 90 km/h. Ob der Elektro 2CV schon bei der nächsten „La Folie Deuch‘“ in seiner Serienausgabe dabei sein wird? Mit einem Marktstart rechnet man für Ende des Jahres zu Preisen bei 30.000 €, Tendenz wegen der Batterien voraussichtlich aber noch fallend.
 

 
Sicher ist bereits eine Neuauflage des Citroën-Treffens im nächsten Mai. Und für die etwas weitere Zukunft können sich Organisation und Campingplatzeigner sogar ein französisches 2CV-Nationaltreffen vor Ort vorstellen. Platz ist jedenfalls reichlich: Allein der vollständig unter Pinien liegende Campingplatz „la Tama“ in La Tamarissière hat über 600 Stellplätze. Und das direkt am Mittelmeer…
 
P.S. Und wer nicht so lange warten möchte, kann schon Anfang September 2022 wieder Citroën unter Palmen genießen, wenn in St. Marie la Mer die diesjährige Ausgabe der Citronnades stattfinden wird. Siehe French Classic Events, der Terminkalender von Garage 2CV.
 
Die Erstveröffentlichung dieses Artikels erfolgte in Ausgabe 3/2022 der André Citroën Zeitung.
 
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