Übernimmt PSA Opel ?
Möglicherweise steht die Adam Opel AG als europäische GM-Tochter zusammen mit der britischen Marke Vauxhall kurz vor der Übernahme durch die französische Groupe PSA.
Von Jan Eggermann, Februar 2017
Am 14. Februar 2017 beherrscht ein Topthema die Wirtschaftsteile deutscher Medien: Möglicherweise übernimmt die PSA Groupe die europäische GM-Tochter Opel mit ihrer Nebenmarke Vauxhall. Die Kompaktausgabe der Welt titelt schon L’Opèl und in die Meldung schafft es in der Online-Ausgabe der Tagesschau nach ganz oben auf Platz 2. Im Laufe des Tages schaltet sich die lokale hessische Politik ein, denn Hauptsitz der Adam Opel AG * ist Rüsselsheim am Main und später sieht sich auch die bundesdeutsche Wirtschaftsministerin zu einer Stellungsnahme gezwungen. Am frühen Nachmittag folgt aufgrund vieler Anfragen deutscher und französischer Medien eine offizelle Stellungnahme aus Paris. Darin teilt PSA mit, dass man schon seit Jahren regelmäßige Gespräche mit General Motors über Möglichkeiten einer gemeinsamen Expansion und Kooperation führt. Aktuell untersuche man gemeinsam mit GM mögliche strategische Initiativen zur Steigerung von Rentabilität und operativer Effizienz, was eine mögliche Übernahme von Vauxhall und Opel ausdrücklich umfasse. Zum jetzigen Zeitpunkt gäbe es keinerlei konkrete Vereinbarung. Darüber hinaus berichtet die Berliner Tageszeitung Die Welt über Gesprächssignale des PSA-Vorstandvorsitzenden Carlos Tavares in Richtung Bundeskanzleramt, was als Zeichen in Richtung Fusion von PSA und Opel/Vauxhall gewertet werden kann. Vor dürfte dies aber eine Reaktion auf die in Deutschland einsetzenden kritischen Stimmen von Arbeitnehmervertretern und Politikern sein. Zwischenzeitlich sind Vertreter des GM-Vorstandes zu Gesprächen in Deutschland eingetroffen.
Erst eine Woche zuvor hatte General Motors den Verlust von Opel und Vauxhall für das vergangene Jahr mit 257 Millionen Euro angegeben. Damit macht die europäische GM-Tochter seit sechzehn Jahren in Folge Verluste. Allerdings ist unklar, wie die Kosten der in Deutschland stattfindenden Fahrzeugentwicklung für andere Märkte bilanziell abgebildet wird. Auf jeden Fall hatten sich in den letzten Jahren deutliche Verbesserungen bei Opel ergeben. Der moderate Verlust in 2016 hängt offenbar vor allem mit den wirtschaftlichen Auswirkungen der Brexit-Votums zusammen, die sich vor allem im Wechselkurs EURO-Pfund bemerkbar machten. Möglicherweise trägt GM durch die Verhandlungen mit PSA aber auch dem neuen wirtschaftspolitischen Kurs der Trump-Administration Rechnung.
Für die Groupe PSA (14,1 % im Eigentum der Peugeot-Familie, 14,1% im französischen Staatseigentum, 14,1% im Eigentum der volkschinesischen Dongfeng-Gruppe) bietet eine Fusion mit Opel Chancen zur besseren Wirtschaftlichkeit, vor allem hinsichtlich gemeinsamen Einkaufs. Insgesamt würde PSA auf Grundlage der letztjährigen Verkaufszahlen zusammen mit Opel auf rund 4,3 Millionen Fahrzeuge wachsen. Opel hingegen könnte je nach Ausgang der Verhandlungen auf außereuropäische Märkte zurückkehren, wobei aber unwahrscheinlich ist, dass sich GM zugunsten von PSA/Opel von bestimmten Chevrolet-Vertriebsrechten trennen wird. Denn unter diesem Label vertreibt GM in vielen Märkten Opel-Modelle.
* Die Adam Opel AG mit Sitz in Rüsselsheim ist seit 1929 eine europäische Tochter des nordamerikanischen General Motors Konzerns mit zur Zeit drei Produktionswerken in der Bundesrepublik (Kaiserslautern, Eisenach und Rüsselsheim). Seit 1979 werden Opel-Fahrzeuge in Großbritannien unter dem dortigen Traditionsnamen Vauxhall vertrieben und teilweise produziert.
Randnotiz:
In den späten Zwanzigern des letzten Jahrhunderts beklagte sich Citroën letztlich erfolglos vor deutschen Gerichten über das Opel-Plagiat des Citroën 5CV. Opel hatte den Citroën praktisch kopiert und ließ ihn ab Mai 1924 als Opel Laubfrosch vom Band laufen. Abgesehen von der grünen Lackierung unterschied sich der Laubfrosch nur in kleinsten Details vom Original. Durch die Redewendung Dasselbe in grün blieb ein Hinweis auf die damalige Geschichte im deutschen Volksmund erhalten.
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