Neuer C3: Ein Citroën im besten Sinne des Wortes
Text: Jan Eggermann, Bilder: Citroën
Dieser frühe Dienstagnachmittag im Oktober 2023 wird vielen in der Automobilbranche in Erinnerung bleiben. Denn was in der Nähe von Paris mit lächelnder Beschwingtheit à la Citroën gezeigt wurde, ist eine aufgeweckte Kampfansage an die gesamte Autoindustrie. „Seht her, wir reden nicht, sondern bringen einen vollwertig ausgestatteten Elektro zu Preisen, die man bei anderen (noch) nicht finden wird.“ Dass am nächsten Tag ausgerechnet im Leitartikel der Auto, Motor und Sport „Der neue E-Volkswagen kommt aus Frankreich“ stand, zeigt, was dem Doppelwinkel gelungen ist: „Ein vollwertiges Batterieauto mit 44-kWh-Akku für gut 300 Kilometer Reichweite“.
Aus welchen Zutaten sich dieser „E-Volkswagen“ zusammen setzt, erfuhr man am Rande des Schloßparks von Meudon im Hangar Y am 17. Oktober 2023 quasi aus ersten Händen. Denn die sechsköpfige Citroën-Führungsmannschaft um Thierry Koskas war gekommen, um den rund 200 geladenen Gästen mehr über die „Neuerfindung des Blockbusters“ zu erzählen. Die letzten Meter hatten alle sechs gemeinsam im Citroën Holydays, dem neuen Campingmobil mit Stil-Elementen des klassischen Wellblechtransporters, zurückgelegt. Eingangs gab es zunächst einige Ausführungen zu der avisierten Käuferschicht des ë-C3. Das neue Fahrzeug passe perfekt zu den heutigen Werten der Marke, die sich historisch entwickelt hätten, so Marketingmann Federico Goyet. Um das auch ganz handfest zu untermauern, standen im Eingangsbereich der Halle neben 2CV und Ami, auch Visa, AX und Saxo, vor der Halle selbstverständlich auch alle bisherigen C3-Generationen.
Goyet nahm auch Bezug auf den 2CV, der in den schwierigen Nachkriegszeiten und später während der Ölkrise erfolgreich wurde. Auch heutzutage habe sich das Leben der Menschen nach der Pandemie geändert. Citroën habe solche Veränderungen immer im Blick gehabt und entsprechend einzigartige Angebote gemacht. Inflation, hohe Zinsen und Energiekosten, Menschen wollen elektrisch unterwegs sein, können es aber nicht, weil es zu teuer ist. Man sei tief in diese Themenkreise eingedrungen und insofern sei der neue ë-C3 die perfekte Antwort auf die Bedürfnisse der Menschen von heute. Der Preis stehe dabei immer im Mittelpunkt. Die eigens für Elektros entwickelte Plattform erlaube es, mit dem ë-C3 ein in Europa hergestelltes Fahrzeug anzubieten, das alle Ansprüche an Komfort erfülle und dabei unter 25.000 Euro koste.
Außerdem sei die Reichweite eine wichtige Frage. Man habe sich auf die perfekte Mischung von Reichweite, Kosten, Preisen und Ladezeiten konzentriert und erfülle so bis zu 90% dessen, was Kunden in diesem Segment benötigen. Bei Reichweite und Ladezeit profitiere der ë-C3 hinsichtlich der Batterievon der Größe der Stellantis-Gruppe, aber auch hinsichtlich der bislang 500.000 in Europa zur Verfügung stehenden Ladepunkte. „Der neue ë-C3 bietet die perfekte Lösung für Kunden, speziell für erstmalige Elektro-Kunden,“ so Goyet. Seit 2002 habe man weltweit insgesamt 5,6 Millionen C3 verkauft. Historisch gesehen liege der C3 damit unter den fünf meistverkauften europäischen Fahrzeugen in diesem Segment. „Natürlich wird es auch eine Verbrennerversion geben, doch über sie sprechen wir erst zu einem späteren Zeitpunkt, denn heute geht es um den brandneuen ë-C3. Vergessen Sie deshalb alles, was Sie bislang über elektrische Fahrzeuge zu wissen glaubten.“
„Um die 4. Generation des C3 so aussehen zu lassen, wie sie heute ist, haben wir uns genau angesehen, welche Erwartungen, Bedürfnisse, Wünsche und Nutzergewohnheiten unsere Kunden haben, und auch die Designgepflogenheiten von heute,“ so Laurence Hansen, verantwortlich für Produkt und Strategie bei Citroën. Der Wagen sei zwar ein Kleinwagen, habe aber eine SUV-Attidude. „Warum? Einfach weil wir damit auf das Eingehen, was Nutzer wünschen. Eine höhere Sitzposition und natürlich auch ein einfacherer Einstieg durch ein Mehr von 10 Zentimetern im Vergleich zum Klassendurchschnitt, um sich in heutigen Verkehrsumgebungen geschützt und sicher zu fühlen. Ein einfacherer Ein- und Ausstieg, Geräumigkeit für vordere und hintere Passagiere, und ganz allgemein auch ein großzügiges Volumen. Das alles bei einem 4,01 Meter-Auta, das exakt die gleiche Länge wie der aktuelle C3 aufweist.“
Bei der Entwicklung des ë-C3 war eine weitere Kennziffer besonders wichtig: 95 % aller Nutzer fahren weniger als 80 Kilometer pro Tag. „Als populäre und kundenorientierte Marke wollten wir die Elektrifizierung für jeden einfach machen, und an allen relevanten Punkten: Preis, Reichweite, schnelles Laden und Ladepunkte. ë-C3 hat eine Reichweite von 320 Kilometern nach WLTP, mit schneller Lademöglichkeit von 20 auf 80% in 26 Minuten mit 100 kW-Ladekabeln an Ladestationen, verbunden mit dem ganz neuen Routenplaner ë-Routes, der über den besten Algorithmus des Marktes verfügt. ë-routes verbindet Ihr Auto mit Ladestationen, was Ihnen dreierlei ermöglicht: Erstens können Sie Ihre Route im Vorfeld planen, zweitens läßt sich die Batterienutzung in Echtzeit kontrollieren und drittens lokalisiert die App die nächstgelegene, freie Ladestation.“
Keine Kompromisse: Hydraulisch-progressive Dämpfer im C3!
Auf die Frage von Citroën-Generaldirektor Thierry Koskas, der souverän durch die Veranstaltung moderierte, ob man für derlei Bequemlichkeit Kompromisse eingegangen sei, beantwortete Laurence Hansen mit einer lächelnden Gegenfrage:
„Bist Du ein Mann von Kompromissen?“
„Nein, bin ich nicht!“
„Na also. Es gibt keinen Kompromiss. Ich glaube, dass alle Kunden in unserem Line-up genau das finden können, was sie benötigen. Denn es besteht aus einer ganzen Reihe von Ausstattungen, Eigenschaften, Technologie und Konnektivitätslösungen.“
Zu den in dieser Klasse neuen Features zählen als Alleinstellungsmerkmale die hydraulisch-progressiven Dämpfer, die – so Hansen – „für den fliegenden Teppich Effekt“ sorgen, Advanced Comfort-Sitze und das neue, „C-Zen-Lounge“ genannte Interieur mit einem brandneuen Head-up-Display. Hinzu kommen viele weitere Details wie das zentrale 10-Zoll-Display oder die Heckkamera.
Ähnlich kompromisslos wie die unerwartete Verwendung der bisher nur größeren Typen vorbehaltenen hydraulisch-progressiven Dämpfer im C3 auch die Preisankündigung, die ein echtes Erdbeben in der Automobilbranche ausgelöst hat. Denn mit dem für ganz Europa aufgerufenen Preis von 23.300 Euro noch vor Abzug nationaler Umweltprämien zeigt Citroën, dass es eben auch weit unterhalb der bisherigen Preisgrenze für Elektros vollwertige Automobile gibt. Citroën hat einer ganzen Branche das Spigelbild der Verschlafenheit vorgehalten. Mit ähnlicher Dynamik agierte der Doppelwinkel schon vor Jahrzehnten zu 2CV- und DS-Zeiten.
Bemerkenswert ist dabei das eindrucksvolle Zusammenspiel aller mit dem Projekt befassten Citroën- vulgo Stellantis-Abteilungen von Konzeption, Design, Fertigung bis zum Marketing und dem Vertrieb. Ein Beispiel: Der neue ë-C3 (den es später auch noch als Verbrenner geben wird) wird 25% schneller produziert, als sein Vorgänger. Und die dort gemachten Ersparnisse gibt Citroën an seine Kunden weiter. Der neue C3 ist bereits vorbestellbar und wird in wenigen Wochen auch ganz real ausgeliefert. Anderer Hersteller belassen es derweil bei Ankündigungen. “Citroën ist zurück” war eingangs der C3-Präsentation zu lesen. Wenn es nach der Zahl der international zum neuen Citroën C3 erschienenen Berichte geht, hat sich das schon bewahrheitet. Das hat Citroën seit Erscheinen der DS 1955 wohl nicht mehr erlebt.
Lesetipp:
Wer mehr über die Präsentation bzw. den neuen C3 wissen möchte, sollte einen Blick in die kommende André Citroën Zeitung werfen.
Apropos: Mitglieder des André Citroën Clubs erhalten exklusiv einen kleinen Sonderrabatt beim Kauf eines neuen Citroën. Das gilt für alle, die bis zum 31.12. des Vorjahres schon ACCM waren. Es lohnt sich also noch in diesem Jahr beizutreten, um dann den ë-C3 im nächsten Jahr etwas günstiger zu bekommen.
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