Manni Müller: Nachruf auf einen musikalischen Globetrotter im 2CV.

Ein singender Manni Müller mit Gitarre und Ente Difty. Dieses Bild wird wohl vor allem bei Citroën- und 2CV-Freunden in Erinnerung bleiben. Und in Bremerhaven und Umgebung kannte man den musikalischen Globetrotter durch seine Musik-Bar Sanssouci, die er nach seiner zwanzigjährigen Odyssee für einige Jahre dort betrieb.
 
Von Jan Eggermann
 
Als Manni Müller 1964 und motiviert vom Buch Rund um die Welt im 2CV mit Schulfreund Paul Ernst Lührs an Bord eines ziemlich neuen Citroën 2CV auf die Reise seines Lebens ging, hatten beide nur ein paar D-Mark in der Tasche, dafür aber die Gewißheit und das nötige Selbstbewusstsein, um mit ihren beiden Gitarren die Reisekasse aufzubessern. Am Heck von Ente Difty ein aufgepinseltes und wegweisendes Motto: From Germany with music !
 
Schon ohne näheren Blick auf die Insassen war Difty auffällig. Im Westdeutschland des Jahres 1964 waren 2CV rar gesät und noch ausgefallener war der Anblick, als Manni die beim örtlichen Citroën-Händler als Ersatzteil georderte Sahara-Motorhaube mit dem Reserverad obenauf lackiert und montiert hatte. Den Platz des Reserverades im Kofferraum nahm fortan ein gebrauchter 44-Liter-Tank aus einer Borgward Isabella zwecks Reichweitenvergrößerung ein, abgesehen von zwei zusätzlichen Nebelscheinwerfern (und zwei Lüftungsklappen im Fußraum, die Jahre später in Afrika hinzu kommen) die einzige technische Konzession an eine Fahrt nach unbestimmt, die letztlich über fünf Kontinente führen und zwei Jahrzehnte dauern sollte. Überall wo Difty und die beiden jungen Männer auftauchten, fielen sie sofort auf. Und dann machten sie die Straße zu ihrer Bühne, packten die akkustischen Gitarren aus und spielten. Rock’n’Roll und Country-Töne in norddeutsch gefärbtem Englisch, vorgetragen mit dem Habitus professioneller Bühnenstars. Ganz egal ob vor großem oder ganz kleinem Publikum. Des öfteren auf Dorfplätzen, manchmal im lokalen Fernsehen und dann auch über Monate hinweg zur Bespaßung US-amerikanischer Truppen in Vietnam. Während die beiden aus Westgermany für Stimmung sorgten, nahmen im Hintergrund schwere Haubitzen den Vietcong unter Beschuss. Am Ende brachte die Truppenbespaßung aber ein kleines Vermögen: 28.000 D-Mark reichten erstmal für ein gutes Leben und die Überfahrt nach Australien und Amerika. Dort stieg der aus Helgoland stammende Lührs aus. Er lebt noch heute im kolumbianischen Bogotá, bis zuletzt noch in Kontakt zu Manni.
 
Für Manni selbst blieb der Weg das Ziel, unverdrossen ging es weiter. Erst nach Venezuela, wo er Difty einige Jahre einlagerte, dann weiter in die Vereinigten Staaten. Irgendwann war dann auch Difty wieder dabei und Manni Müller mit Schnauz im angesagten Burt-Reynolds-Style jener Zeit wieder in seinem singenden Element, gerne im Mittelpunkt, gerne auf den Brettern die für manche die Welt bedeuten. Am besten spürte man das, wenn Manni in Bruchteilen von Sekunden auf Bühnenauftritt umschaltete. Dann verschwand das Zweifelnde und die Lebensfreude schien nur so aus ihm herauszusprudeln. Ein Mensch für die Bühne gemacht. In seiner nordamerikanischen Zeit heiratete er und wurde Vater, doch 1984 kehrte er nach einem letzten Schlenker durch ganz Afrika nach Bremerhaven zurück. Seine 20 Jahre andauernde Reise sicherte ihm einen Eintrag im Guinessbuch der Rekorde und Erwähnungen in einschlägigen Citroën-Büchern. Er selbst stellte Difty wieder zur Seite und widmete sich fortan Sanssouci, seiner Musikbar in Bremerhaven. Immer zur Seite seine Gitarre und sein nicht nachlassender jugendlicher Drang im Scheinwerferlicht der Bühne stehen zu wollen und so vielleicht eines Tages doch noch den ganz großen Durchbruch zu schaffen. Doch in der geordneten norddeutschen Provinz mit ihren Regeln und Konventionen war es für einen wie Manni nicht einfach, irgendwann gab es Sanssouci nicht mehr und seine Sorgen waren nicht kleiner geworden. Doch immerhin hatte er in Bremerhaven viele Freunde, die ihn auch in schwierigeren Zeiten nicht im Stich ließen.
 
Trotzdem: 1998 ging es mit Difty wieder auf große Tour, in 80 Tagen umrundete er mit einem Freund die gesamte Welt, klar, dass auch wieder From Germany with music hinten an der Ente stand. Später erschien mit On the road again das kurzweilige Buch zur Fahrt. Und Manni hatte auch wieder Auftritte im Fernsehen und in Radiosendungen, Zeitschriften berichteten über ihn und als Gitarre-spielender Überraschungsgast rollte er mit Difty auf manches Citroën-(2CV)-Treffen. Insgesamt mag er mit Difty rund 500.000 Kilometer gefahren sein.
In den letzten Jahren nahm er sogar noch ein Lied zu Ehren seiner Ente Difty* auf und übertrug sein Tagebuch – viele hundert aufgenommene Kassetten – auf Papier, sichtete hunderte von Fotos von seinen Reisen, seinen Begegnungen: Mit Difty in Afrika oder auf einer Party in Mexiko 1978 mit Fußballkaiser Franz Beckenbauer oder Günther Netzer. Es sollte das Buch zu seinem Leben werden, vielleicht auch eine Motivation für eine weitere Fahrt in die Welt hinaus. Doch bei allem ihm eigenen Optimismus war bei Manni auch eine tiefe Traurigkeit darüber zu spüren, dass in seinem Leben nicht alles wie erhofft gelaufen war. Vielleicht spürte Manni in letzter Zeit aber auch, dass ihm der große Durchbruch nicht mehr gelingen konnte.
 
Manni Müller verstarb am 11. Juli 2018 in Bremerhaven. Er hinterläßt seine Ehefrau Andrea und die Erinnerungen an eine Zeit, als er mit seinem 2CV und dem schönen Motto From Germany with music um die Welt fuhr. Schade, dass Du nicht mehr da bist Manni Müller. Man wird an dich denken !
 
P.S. Anstelle von Blumen zur Beerdigung erbat das Trauerhaus Spenden zum Erhalt von Mannis Ente Difty. Wer das gerne tun möchte, schreibt bitte eine Nachricht mit dem Betreff Manni Müller an Garage 2CV.
 
* Manni Müller: Difty Video, 645 Zugriffe bei Youtube (17.07.2018).
 

 
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