Madame und ihr Auto

banner defa madame und ihr autoIm Mai 2006 jährte sich zum sechzigsten Mal die Gründung der Deutschen Film AG, kurz DEFA. In der einstigen DDR besaß sie das staatliche Monopol für jedwede Filmproduktion, ein ganz und gar sozialistischer Großbetrieb mit zeitweise tausenden von Mitarbeitern, Planzielen und inhaltlicher Einmischung von damals ganz oben. Für Millionen von DDR-Bürgern war sie der Inbegriff von Kino überhaupt, insgesamt produzierte die DEFA vor allem in den Studios von Babelsberg rund 700 Spielfilme, zahlreiche Dokumentationen, hunderte von Auftragsproducktionen für das DDR-Fernsehen. Dass aus Babelsberg auch zu DDR-Zeiten ganz großes Kino kam, belegt nicht nur die Oscar-Nominierung für den Streifen Jakob der Lügner, auch Titel wie Die Mörder sind unter uns, Spur der Steine, Nackt unter Wölfen oder die Vorwendeproduktion Der Bruch mit Götz George und Otto Sander gehören zu Meilensteinen des deutschen Nachkriegskinos.

Heute – 14 Jahre nach Abwicklung des Unternehmens – ist jedoch ein Bereich des DEFA-Schaffens fast völlig in Vergessenheit geraten: Bereits in den fünfziger Jahren machte sich die DEFA einen Namen mit Synchronisationsarbeiten hunderter fremdsprachiger Filme. Eigentlich zunächst nur für das DDR-Publikum gedacht, standen die handwerlich sehr guten Synchronisationen später auch im Wettbewerb mit der westdeutschen

Konkurrenz, wenn es etwa um Ausstrahlungen in Österreich oder der Schweiz ging. Dabei behielt die DEFA oft aufgrund ihrer besseren Arbeit die Oberhand. Hunderte von Synchronisationen entstanden im Laufe der Jahre, so auch die der französischen Produktion “Monsieur avec Auto”.

Unter dem Titel Madame und ihr Auto waren die Abenteuer der jungen Lehrerin Sophie und ihres 2CV ab 1960 im Verleih des VEB Progress Film-Vertrieb, und damit auf den Leinwänden ostdeutscher Kinos zu sehen. Ein großer Erfolg war der Film jedoch nicht, die Darsteller Sophie Desmarets, Jacques Morel und Jacques Jouanneau sind völlig vergessen. Mancher 2CV-Freund erinnert sich jedoch noch gerne an die französische Komödie mit ostdeutscher Synchronisation.

Von Jan Eggermann

Schreibe einen Kommentar