Im 2CV auf den Spuren der Aéropostale
Im Januar 2025 startet in Cayenne, Hauptstadt von Französisch-Guayana, eine 2CV-Entdeckungsreise auf den Spuren der legendären Aéropostale. Aéropostale? In Frankreich und Südamerika gilt sie als technologischer Mythos aus der Frühzeit der Fliegerei.
Text: Jan Eggermann, Bilder: Garage 2CV
Denn mit der 1927 gegründeten „Compagnie générale aéropostale“ gibt es zum ersten Mal eine regelmäßige Luftpostverbindung zwischen Frankreich, Westafrika und Südamerika. Brieflaufzeiten von vielen Wochen reduzieren sich auf wenige Tage. Weil es Flugzeuge mit großer Reichweite noch nicht gibt, wird in Etappen geflogen. Und so reihen sich die Aéropostale-Pisten wie Perlenschnüre an den Küsten Afrikas und Südamerikas auf. Der Atlantik wird stets an seiner schmalsten Stelle bei Dakar überquert. Es gibt einem Zwischenstopp auf den kapverdischen Inseln. Zum Mythos der Aéropostale trägt bis heute ihr bekanntester Pilot bei: Antoine de Saint-Exupéry. Er ist ab 1927 Leiter des Flugfeldes von Cap Juby in Spanisch-Marokko. Dort schreibt er seinen ersten Roman „Courrier sud,“ in dem er seine Erlebnisse als Pilot beschreibt. 1929 folgt „Vol de nuit“, der „Nachtflug“. Saint-Ex, wie er in Frankreich genannt wird, ist da schon für die Aéropostale in Südamerika. Weltberühmt und unvergessen macht ihn aber „Der kleine Prinz“.
Mit 44 Jahren wird Saint-Ex am 31. Juli 1944 nach einem Aufklärungsflug über Südfrankreich als vermisst gemeldet. Erst nach Jahrzehnten klärt sich sein Schicksal. Reste seiner P38 Lightning werden vor der südfranzösischen Küste bei Marseille gefunden, vermutlich abgeschossen von einem deutschen Jagdflugzeug. Den Abschuss reklamiert der spätere ZDF-Sportreporter Horst Rippert für sich., wenn er gewusst hätte, dass der von ihm verehrte Saint-Ex in der Maschine saß, hätte er wohl nicht geschossen, sagt er vor einigen Jahren.
Start am 2. Januar in Cayenne
Auf den Spuren der „Aéropostale“ ist jetzt Familie Maloux aus Fussy bei Bourges in ihrem 2CV unterwegs. Für France Bleu berichtet Michel Benoît über das „etwas verrückte Projekt“. In viermonatiger Raid befährt man seit dem 2. Januar die ganze südamerikanische Küstenlinie von Cayenne im Nordosten bis Santiago de Chile im Südwesten: Immer entlang der alten Aéropostale-Fluglinie!
Insgesamt werden es wohl 23.000 Kilometer. Der 2CV ist dazu am 12. November in Saint-Nazaire Richtung Südamerika eingeschifft worden. Man mag sich vorstellen, was der kleine Boxermotor mit seinen zwei Zylindern und 602 Kubikzentimetern Hubraum wird mitmachen müssen. Ganz sicher werden die Malouxs vom benzin- und ölgetränkten Duft der Flugpionierzeit umhüllt, denn den gibt es ja bekanntlich auch im 2CV. Philibert Maloux: „Es gibt doch noch einige Ähnlichkeiten zwischen unserem 2CV und den Flugzeugen, die von Saint-Exupéry und Mermoz benutzt wurden: der Lärm, das Gefühl des Motors, die Haare im Wind. Wir rechnen mit vielen Hindernissen. Doch das ist natürlich Teil der Reise.“
Aérodeuche gut gerüstet
„Wir fahren nicht im großen Geländewagen mit Klimaanlage und werden sicher mechanische Pannen haben, die wir selbst reparieren müssen. Und wir werden es natürlich auch mit einem echten Monster zu tun bekommen: Die Anden mit Passagen in 3.200 Metern Höhe. Ob wir unseren „Aérodeuche“ später wieder mitbringen, ist noch nicht klar. Er könnte auch in Uruguay bleiben, um uns eine weitere Reise in ein paar Jahren zu ermöglichen.“ Vorbereitet wurde der 2CV von 1978 durch Samuel Chénier der die Werkstatt „2CV Passion“ in St-Martin d‘Auxigny betreibt. Er erzählt, dass er noch nie mit einem 2CV irgendwo stecken geblieben sei. „Man kommt immer wieder heraus. Egal ob Schnee oder Schlamm, einen 2CV hält nichts auf. Er ist nicht schwer (600 kg) und hat sehr kleine Reifen. Es gibt keine Elektronik und keinen Turbo. Eigentlich hält ihn nichts auf, nur den Motor sollte man nicht überhitzen.“ Vorsicht sei auch beim Getriebe geboten, das aber ebenso wie der Motor überholt wurde. Letzterer wurde der Einfachheit halber mit einer elektronischen Zündanlage ausgestattet, die den Kontaktwechsel obsolet macht: „Das sollte halten.“ Und der liebevoll „Aérodeuche“ genannte 2CV der Malouxs hat seine Generalprobe schon bestanden: 2009 fuhr man den afrikanischen Teil der Aéropostale-Linie ab. Alexis Maloux war dabei, als es in 21 Tagen von Dakar nach Toulouse ging: „Diese Leidenschaft für die Aéropostale ist eine Familienlaune. Klar, da ist der „Kleine Prinz“. Aber wir lebten in Dakar auch auf dem Gelände der alten Hydrobasis, von der aus Pilot Mermoz gestartet war. Unseren 2CV hatten wir für die Rückreise nach Frankreich damals in Dakar gekauft.“
Wer mehr über die Reise erfahren möchte, oder sie gar unterstützen mag: » https://raid-aeropostale.fr
Dieser Artikel erscheint auch in der André Citroën Zeitung 1/2025, Europas größtem deutschsprachigen Doppelwinkelmagazin!
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