Dieser Méhari ist kein Méhari
Die Verkehrswende macht es möglich: Das einst von Citroën sehr erfolgreich gefertigte Plastikvehikel für schöne Sonnentage gibt es jetzt wieder … Als Quad mit Elektroantrieb und 130 Kilometern Autonomie !
Text: Jan Eggermann, Bilder: Garage 2CV
Man muss schon genauer hinsehen, um den neuesten automobilen Trend in französischen Küstenorten richtig einordnen zu können. Denn dort sieht man wieder verstärkt neue Méharis, oder zumindest etwas, was in perfekter Optik (wie hier in Le Grau d‘Agde) wie ein Méhari aussieht. Es handelt sich um eine Replika des südlich von Valence in Le Pouzin ansässigen Unternehmens MLT Automotive. Die Abkürzung MLT steht für Méhari Loisirs Technique, womit Citroëns alte Bezeichnung indirekt doch noch am Fahrzeug auftaucht. Optisch größter Unterschied sind der kleine Einstieg im hinteren Seitenteil der Beifahrerseite, der den Zustieg vereinfacht, sowie das fehlende vordere Nummernschild. Letzteres ist ein Hinweis auf die Zulassungsart, denn offiziell handelt es sich um eine „Voiturette“ gemäß EU-Standard L7e, also kein richtiges Auto, sondern ein Quad. Trotzdem entspricht der MLT mit seinen LED-Scheinwerfern und Tagfahrlichtblöcken unterhalb der „Stoßstange“ fast genau dem Citroën Mèhari, wie er in zweiter Serie von 1969 bis 1979 produziert wurde.
Im dafür charakteristischen Kühlergrill mit angedeuteten Doppelwinkeln findet sich sogar die Öffnung für die Andrehkurbel, die hier allerdings keinerlei technischen Nutzen hat, denn der MLT ist ein waschechter Elektro. Wie sein Vorbild hat er Frontantrieb und die klassische 2CV-Federung mit horizontalen Federtöpfen, wird aber von einem 20 PS-Elektromotor angetrieben. 90 km/h Spitze werden erreicht, die Autonomie soll rund 130 Kilometer betragen. Wie bei anderen Elektros stehen unterschiedliche Fahrmodi zur Auswahl: Im Normalmodus dient der Motor auch zur Rekuperierung und als Motorbremse, während im Eco-Modus lediglich 72 km/h erreicht werden und Rekuperierung und Motorbremse verhaltener arbeiten. Erst im Bergmodus rekuperiert der Motor maximal. Außerdem gibt es gewissermaßen einen Tempomat, den auf 50 km/h limitierten Stadtmodus. Im MLT gibt es auch eine elektrische Servolenkung und digitale Armaturen, die schön die klassische 2CV-Spécial-Einbauform aufgreifen.
Wer will, kann sich zusätzlich noch ein wasserdichtes Bluetooth-Radio in die linke Ablage einbauen lassen. Ein weiterer Unterschied zum Original sind die Vordersitze mit ihren veränderten Sitzgestellen, unter denen sich gut zugänglich (und gut für den Schwerpunkt!) die Batteriekästen befinden, die so keinen weiteren Platz im Passagierbereich in Anspruch nehmen. Anders als bei der Replika des Méhari Club Cassis steht beim MLT also der volle Kofferraum zur Verfügung, was bei der Fahrt zum Strand kein Nachteil ist. Geliefert werden kann der MLT – immer auf Michelin-Pneus – in allen klassischen Originalfarben. Preis in Vollausstattung: 33.360 €. Und wer es zusätzlich noch gediegen mag, kann auch eine hölzerne „Marina-Ausstattung“ ordern.
Die Erstveröffentlichung dieses Artikels erfolgte in Ausgabe 4/2022 der André Citroën Zeitung.
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