Die (neue) alternative Federung von Citroën

Neues Dämpfungssystem folgt der Hydropneumatik.
 

banner citroen advanced confortObwohl die seit 1954 im Serieneinsatz befindliche Hydropneumatik nur in mittleren und größeren Citroën-Baureihen Verwendung gefunden hat, ist sie zu einem technischen Alleinstellungsmerkmal der Marke geworden. Anders als bei konventionellen Federungssystemen vereint sie Dämpfung und Federung. Im Kern besteht die Hydropneumatik aus Hydraulikzylindern und Federkugeln. Letztere sind unter hohem Druck mit Stickstoff gefüllt. Mittels einer Membran wird der Stickstoff von einem Hydrauliköl getrennt, das – geregelt über einen Höhenkorrektor – immer mit gleichbleibendem Druck zur Verfügung steht und für die Citrën-typische Straßenlage sorgt. Bis zur Einführung des Citroën C5 verfügten alle mit dieser Technik ausgestatteten Citroën über eine Zentralhydraulik, deren System teilweise auch die Bremskraft und Servolenkung unterstützte. Seitdem ist Hydropneumatik nur noch für Dämpfung und Federung zuständig. Allen hydropneumatisch gefederten Citroën eigen ist die Fähigkeit, vom Innenraum aus die Bodenfreiheit zu regulieren. Die aktuell Hydractive III+ genannte Federung hat seit über 60 Jahren millionenfache Verbreitung gefunden, zeitweise gab es auch bei Rolls Royce und Mercedes Benz lizensierte Hydropneumaten, serienmäßig bei Citroën in 15 CV, DS, SM, GS & GSA, CX, BX, XM, Xantia und schließlich C5.
 

Schriftzug "Citroën Advanced Comfort" an einem C4 Cactus Prototyp. Bild: Citroën

Schriftzug “Citroën Advanced Comfort” an einem C4 Cactus Prototyp. Bild: Citroën

Als Citroën-Direktorin Linda Jackson vor rund anderthalb Jahren ankündigte, künftig auf die Hydropneumatik verzichten zu wollen, waren die Reaktionen durchwachsen, zumal aufgrund der allgemeinen Situation von PSA Peugeot Citroën und der Einführung und Abspaltung der Marke DS eine gewisse Verunsicherung hinsichtlich der Zukunftsperspektiven von Citroën deutlich spürbar war. Jacksons gleichzeitige Ankündigung, die Hydropneumatik aber keinesfalls ohne adäquate Alternative auslaufen zu lassen ging dagegen fast unter.
Jetzt geht der Hersteller in die Offensive und liefert erste Informationen zum angekündigten neuartigen Federungssystem. Das französische Wirtschaftsmagazin Challenges berichtet in seiner aktuellen Ausgabe erstmals über das Konzept Citroën Advanced Comfort. Demnach beabsichtigt Citroën das jeweilige Fahrzeug in seiner Klasse zum jeweils bequemsten zu machen. Dabei wird ein neuartiger und exklusiv von und für Citroën entwickelter Stoßdämpfer zentraler Bestandteil sein, zumindest was den Aspekt Federung betrifft.
 
Rückkehr des Sofas: Im Advanced Comfort-Prototyp kehren die weichen Citroën-Polster zurück. Bild: Citroën

Rückkehr des Sofas: Im Advanced Comfort kehren die weichen Citroën-Polster zurück. Bild: Citroën

Das neuartige Citroën-System erinnert äußerlich an herkömmliche Stoßdämpfer, unterscheidet sich in seiner (inneren) Funktionalität aber beträchtlich von konventionellen Lösungen. Es dämpft und federt mittels dreier integrierter, unterschiedlich starker Spiralfedern, die in Zylindern und halboffenen Ökreisläufen geführt sind. Das Citroën-System fasst so drei hydraulische Dämpfer zusammen, die auf jeweils unterschiedliche Ansprachen reagieren. Ihr Zusammenspiel schließt oder öffnet die Ölkreisläufe und soll so für einen sehr guten Konfort sorgen.
 
Neuartiger Stoßdämpfer mit drei mechanischen Federungsstufen. Bild: Citroën

Neuartiger Stoßdämpfer mit drei mechanischen Federungsstufen. Bild: Citroën

Citroën stellte der Zeitschrift Challenges einen Prototyp auf Basis des Citroën C4 Cactus zur Verfügung, der äußerlich durch den Schriftzug Citroën Advanced Comfort erkennbar war. Ausgestattet mit der neuen Technik war schon auf den ersten gefahrenen Metern der Unterschied zum bereits gut gefederten Serienmodell deutlich spürbar. Jedwedes Schlagen der Federung – etwa bei kleineren Spurrillen oder Fehlern im Straßenbelag – entfällt komplett. Die getestete Federung soll qualitativ weit über den bisher bekannten Dämpfungssystemen liegen, und ist selbst jenen mit aktiv eingreifenden, sogenannten adaptiven Systemen überlegen. Und das, obwohl es sich bei der neuen Citroën-Technik tatsächlich noch immer um ein “passives” System handelt, das zwar komplexer als herkömmliche Dämpfer, aber viel einfacher als die bisherige hydractive Technik aufgebaut ist. Challenges sieht im neuen System deshalb auch die Rückkehr des fliegenden Teppichs.
 
Auf den ersten Blick ein normaler Stoßdämpfer, im Inneren aber Citroën Advanced Comfort-Technik. Bild: Citroën

Aussen normaler Stoßdämpfer, im Inneren aber “Citroën Advanced Comfort”-Technik. Bild: Citroën

Dem Vernehmen nach soll Citroën Advanced Comfort perspektivisch in allen Fahrzeugen der Marke zum Einsatz kommen. Auch wenn beim Einbau der neuen Technik Anpassungen an Stabis, Federn oder ESP-Systemen erforderlich werden: Die relativ einfache und typenübergreifende Verwendbarkeit stellt einen großen Vorteil gegenüber den innovativen Citroën-Federungen alter Schule dar*, die praktisch nur in jeweils einer Baureihe einsetzbar waren. Die erste serienmäßige Verwendung soll in einem neuen Modell stattfinden. Damit wird wahrscheinlich die im Herbst 2016 erscheinende neue Generation des Citroën C3 gemeint sein. Sie könnte als erste Baureihe unter dem Doppelwinkel wieder eine echte Weltneuheit im Automobilbau befördern. En avant Citroën !
 
Text: Jan Eggermann, Bilder: Citroën
 
Unterschied sofort spürbar. Prototyp mit neuartigem Citroën Advanced Confort-System. Bild: Citroën

Unterschied sofort spürbar. Prototyp mit neuartigem Citroën Advanced Comfort-System. Bild: Citroën


 
*Die Komfortfederung des 2CV, die lediglich bei Verwendung eines entspechenden Plattformrahmens mit aufgeschraubter Karrosse Verwendung finden konnte.
 
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