Citroën-Buchvorstellung in Lindlar-Hartegasse

Citroën: Ein Jahrhundert Automobilgeschichte. Buchautor Thomas Albrecht stellte jetzt das von ihm ins Deutsche übersetzte und jüngst im Heel-Verlag erschienene Werk 100 ans Citroën von Olivier de Serres, Serge Bellu und Sylvain Reisser vor. Ein kurzweiliger Samstagnachmittag im Zeichen des Doppelwinkel.
 
Text: Jan Eggermann / Bilder: Garage 2CV
 
Außerhalb des Bergischen Landes ist Lindlar-Hartegasse eher unbekannt. Bei Freunden der Marke Citroën erlangte das kleine Örtchen aber eine gewisse Bekanntheit, denn vor Ort gab es mit Citroën Beyel lange Jahre einen bekannten Händler. Der landete in den Siebzigern einen großen Werbecoup, als er dem DRK eine nagelneue Ente in passender Lackierung und mit funktionsfähigem Blaulicht stiftete. Jahrelang stand der 2CV in Diensten des örtlichen DRK und das sogar mit offizieller Behördennummer des Kreises Gummersbach. Durch den in Hartegasse unübersehbaren Citroën-Betrieb entdeckte auch ein Junge aus der Nachbarschaft seine Liebe für die Marke Citroën. Citroën Beyel schloß zwar irgendwann seine Tore und der Nachbarsjunge zog nach Köln, doch dessen Passion für Citroën blieb. Und so ist Lindlar-Hartegasse in letzter Zeit tatsächlich wieder mit Citroën verbunden, denn der Junge von einst ist heute die treibende Kraft des monatlich stattfindenden Citroën-Stammtisches im Bergischen Land: Frank Jesse. Nur einen Steinwurf von Beyels alter Werkstatt entfernt, trifft man sich seit einiger Zeit monatlich (jeweils am zweiten Samstagnachmittag).
 

 
Am typisch bergischen Lokal “Zum Musikalischen Wirt” reicht der Parkplatz an diesem zweiten Oktobersamstag kaum, um alle anreisenden Citroën-Oldtimer unterzubringen. Rund fünfzig Liebhaberinnen und Liebhaber des Doppelwinkels sind mit ihren Schmuckstücken ins Bergische gekommen, darunter zwei selten gewordene GS aus den Siebzigern, ein DS-Cabrio sowie ein 2CV Bijou aus britischer Fünfziger-Jahre-Produktion. Man sieht neben Nummernschilder aus dem Bergischen und Köln auch solche aus Düsseldorf und Mettmann sowie dem nahen Märkischen Kreis, daneben aber auch solche aus Mainz und dem bayerischen Miltenberg. “Wie immer” hat sich Frank Jesse ein besonderes Highlight einfallen lassen. Thomas Albrecht – vielen als langjähriger Pressesprecher der Citroën Deutschland GmbH bekannt – stellt das von ihm ins Deutsche übertragene Citroën: Ein Jahrhundert Automobilgeschichte vor.
 

 
Das im französischen Original 100 ans Citroën betitelte und bei ETAI erschienene Buch kann man durchaus als inoffizielles Jubiläumsbuch der Marke sehen, haben sich doch mit Serge Bellu, Sylvain Reisser und Olivier de Serres drei ausgewiesene Kenner der französischen Automobilgeschichte dem Sujet angenommen, wobei sich vor allem de Serres seit Jahrzehnten dem Thema Citroën widmet. Als Übersetzter komme man dem Buch und Text vielleicht näher als die Autoren selbst, berichtet Thomas Albrecht, der beim Heel-Verlag wohl für die nötige Bereitschaft gesorgt hat, sich dieses im wahrsten Sinne des Wortes gewichtigen Buches anzunehmen. Alle Plätze des Lokals sind besetzt und das Publikum folgt interessiert den mit Leichtigkeit vorgetragenen Essenzen aus den drei wichtigsten Inhaltsabschnitten, also der Epoche des André Citroën, der Ära Michelin und der Zeit als Teil der PSA-Gruppe.
 

 
Vor allem das Erscheinen von Michelin als Citroën-Eigentümer 1934 erinnere ihn fast an einen Krimi. Die Umstände der Übernahme sorgen schon seit Jahrzehnten für Diskussionsstoff, wenngleich die offizielle und noch maßgeblich von Jacques Wolgensinger beeinflusste Geschichtsschreibung die Umstände bislang eher zurückhaltend beurteilt. Interessant auch die Hypothesen, dass der einstige Eigner Michelin ein eigenes Mittelklasseauto lange Zeit aus Rücksicht auf die anderen französischen Hersteller (und Michelin-Reifenkunden) verhindert habe und die Abspaltung der Marke DS Automobiles seit 2014 vor allem eine Konzession an die Kooperation mit Chang’an Automobile aus Shenzen sei, da die beiden anderen PSA-Konzernmarken Citroën und Peugeot schon seit 1992 vom anderen chinesischen Partner Fukang besetzt würden. Letzte Gewißheiten liefert natürlich auch das neue Buch nicht, doch der andere Blickwinkel erfrischt das eigene Geschichtsverständnis.
 

 
Citroën: Ein Jahrhundert Automobilgeschichte ist mit 416 Seiten und einem Gewicht von knapp drei Kilogramm (!) ein “dicker Wälzer”, vor allem aber ein aufwendig und mit viel Akribie gestaltetes Jubiläumsbuch. Maßgeblich dürfte das auf die Mitarbeit von Olivier de Serres am französischen Original zurückgehen, denn de Serres bereichert die Buchwelt immer wieder mit ästhetisch wie inhaltlich abgerundeten Werken zum Thema. Erst jüngst hatte er mit seinem Sohn Léonard de Serres beim Pariser Verlag Le Faune Editeur mit Citroën: Un siécle en images ein ähnlich anspruchsvolles Buch herausgebracht. Da solche Bücher aber zumeist dem französischen Markt vorbehalten bleiben, darf man dem Heel-Verlag und Thomas Albrecht für die Übersetzung und Herausgabe des nun vorliegenden Citroën: Ein Jahrhundert Automobilgeschichte höchsten Respekt zollen. Erhältlich ist das Buch ab sofort zum Preis von 98 EURO in unserem Versandbuchhandel BUCH & MOTOR.
 
Die kommenden Termine des Citroën-Stammtisches Bergisches Land finden sich bei French Classic Events.
 
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