Freigeist am Werk: André Lefebvre

Avantgarde bei Citroën: Was wäre die Marke ohne den leidenschaftlichen Flugzeugingenieur André Lefebvre ? Citroën holt ihn 1933 ins Werk. Mit Lefebvre zieht ein kreativer Geist ein, der das Image der Marke bis heute beeinflußt. Jetzt ist ein Buch über das Lebens des großen Vordenkers erschienen.
 
Von Jan Eggermann, Bilder: Familie Lefebvre / edition garage 2cv / BUCH & MOTOR
 
Die Geschichte Citroëns wäre wohl ganz anders verlaufen, wenn André Citroën 1933 vom berühmten Flugzeug- und Autobauer Gabriel Voisin nicht auf André Lefebvre aufmerksam gemacht worden wäre. Denn mit dem Flugzeugingenieur zieht ein technisch-avantgardistisches Denken ein, das ganz dem Geschmack des fortschrittlichen Firmengründers entspricht. Seine innovativen Autos vom Schlage einer DS oder der Ente prägen Citroëns progressives Image bis heute. Pünktlich zum Jahrhundertjubiläum erzählt das neue Buch André Lefebvre: Avantgarde bei Voisin und Citroën die Lebensgeschichte eines leidenschaftlichen Vordenkers, dessen unkonventionelle Ideen einzigartige Automobile hervorgebracht haben.
 

 
Alles beginnt im ersten Weltkrieg, als der frisch graduierte Absolvent der neuen Aerotechnischen Hochschule in Paris bei Avions Voisin Anstellung findet. Doch kaum ist seine erste Konstruktion im Flugzeugbau – ein Landefahrwerk – fertig, ist der Erste Weltkrieg zu Ende. Flugzeuge werden nicht mehr gebraucht, weshalb er mit Arbeitgeber Voisin alle flugtechnischen Erfahrungen ab sofort in die Konstruktion von Renn- und Luxuswagen einfließen läßt. Zeitweise sitzt André Lefebvre sogar selbst als Rennfahrer am Steuer von Rennwagen, mit denen man atemberaubende Rennen gegen Bugatti fährt und so die normale Produktion am Leben halten kann. Die zivilen “Voisins” haben schon bald den Ruf besonderer Avantgarde und werden weltweit von Persönlichkeiten wie Le Corbusier geschätzt, auch der König von Siam ordert einen. Gabriel Voisin und André Lefebvre verbindet bald eine lebenslange Freundschaft und ihre Konstruktionen fahren in Zusammenarbeit mit Ölhersteller Yacco viele Geschwindigkeits- und Langstreckenrekorde auf der Rennstrecke von Montlhéry ein.
 

 
Als Voisin in finanzielle Schwierigkeiten gerät, wechselt Lefebvre kurzfristig zu Renault, wo es schnell zum Streit mit Firmenpatriarch Louis Renault kommt, der das Talent des Ingenieurs völlig verkennt. Nicht so André Citroën, dessen Projekt eines neuartigen Mittelklassewagens gerade zu scheitern droht. Er erkennt intuitiv die Fähigkeiten Lefebvres, stellt ihn sofort ein und gewährt ihm völlig freie Hand bei der Auswahl seiner Mitarbeiter. Jetzt endlich kann Lefebvre das Potential eines Großserienherstellers für seine Ideen nutzen: Kaum 15 Monaten Entwicklungszeit vergehen und schon im Frühjahr 1934 erscheint der strikt nach aerodynamischen Prinzipien entwickelte Traction Avant, der als eines der ersten Großserienfahrzeuge mit Frontantrieb und selbsttragender Karosserie in die Geschichte des Automobilbaus eingeht. Eine echte Revolution im Automobilbau ! Zeitweise wird der “Front” sogar in einem deutschen Werk in Köln produziert. Auch André Lefebvre zieht es Mitte der Dreißiger mehrmals nach Deutschland, wo er regelmäßig die Berliner IAA besucht, um sich dort mit anderen Technikern auszutauschen. Bei einem der Besuche trifft er auch Ferdinand Porsche …
 

 
Zum größten Stückzahlenerfolg Lefebvres wird die 1948 erstmals vorgestellte Ente. Eigentlich hat Citroën anfangs lediglich ein simples Fahrzeug für die französische Landbevölkerung im Sinn. Doch André Lefebvre arbeitet mit seiner Mannschaft seit 1935 derartig kreativ am 2CV, dass am Ende ein zwar einfaches Fahrzeug steht, das aber dennoch voll von genialen technischen Lösungen ist. Und weil sich die Ente seit den Fünfzigern erfolgreich an vielen internationalen Standorten gefertigt wird, kann man sie auch als eines der ersten, echten Weltautos mit treuen Kunden von Südamerika bis Fernost bezeichnen. Überdies leistet Lefebvres Entwicklungsabteilung im Bereich von Federung und Dämpfung echte Grundlagenarbeit, die 1955 in der völlig neuartigen hydropneumatischen Federung der “göttlichen” Citroën DS gipfelt. Die Technik verfeinert Citroën immer weiter und behält sie als Alleinstellungsmerkmal noch bis 2017 im Citroën C5 bei.
 
Autor Gjisbert-Paul Berk gibt in seinem Buch André Lefebvre: Avantgarde bei Voisin und Citroën sehr viele Hinweise auf die Persönlichkeit des André Lefebvre. Dabei beschreitet Berk absolutes Neuland, denn obwohl André Lefebvre die Marke Citroën ganz entscheidend prägte (von seinem Schaffen bei Voisin ganz zu schweigen) gab es bislang keine größere Veröffentlichung über ihn, Erwähnung fand er meist eher am Rande und in Bezug auf einzelne Typen wie Traction, DS oder 2CV. Dabei war der Ingenieur ein technischer Pionier aus Leidenschaft, dessen mit Gabriel Voisin entwickelte Goldene Regeln des Autobaus noch heute Gültigkeit haben. Bei der Arbeit am 128seitigen Buch arbeitete Berk eng mit den Söhnen André Lefebvres zusammen. Sie konnten ihm viele faszinierende Geschichten aus Lefebvres Leben erzählen, die den Blick auf ihn schärfen. Im Buch finden sich auch deshalb viele Fotografien aus der Zeit bei Voisin und dem Familienarchiv der Lefebvres.
 
Nach der Bertoni-Biografie Ein Leben für die Form schließt sich eine weitere Lücke in der 100jährigen Geschichte der Marke. En avant Citroën !
 
Und das sagt man über das Buch:
 
“Freigeist am Werk”
Auto Bild Klassik, April 2020
 
“Endlich ein deutschsprachiges Buch zum zweiten großen André bei Citroen.”
(Kundenrezension)
 
“Ein Kompliment für die exzellente Übersetzung. Dass die Lebensgeschichte dieses brillianten Ingenieurs jetzt in Englisch, Französisch und Deutsch zu lesen ist, macht mir größtes Vergnügen. Herzlichen Dank für die Arbeit !”
Gijsbert-Paul Berk

 
Gjisbert-Paul Berk
André Lefebvre: Avantgarde bei Voisin und Citroën

Hardcover, 128 Seiten, ca. 100 Abbildungen, Fotografien und Zeichnungen.
ISBN 978-39809082-8-3. Der Buchhandelspreis in Deutschland beträgt 29.80 EUR.
 
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