ACC: 50 Jahre Begeisterung
Das imposanteste Motiv des am Pfingstwochende auf dem Gelände des Technikmuseums in Speyer stattfindenen Jubiläumstreffens des jetzt 50 Jahre alt gewordenen André Citroën Clubs konnten nur die wenigsten der über 600 Besucherinnen und Besucher in voller Pracht bestaunen: Fünfzig Citroën-Fahrzeuge aus allen Baujahren seit 1961 bildeten bei strahlendem Sonnenschein einen riesigen Doppelwinkel, der nur aus der Luft einsehbar war und aus einem eigens vom nahen Flugplatz startenden Flugzeug abgelichtet wurde.
Doch auch auf dem Boden kamen die zahlreichen Doppelwinkelbegeisterten voll auf ihre Kosten, denn der “harte Kern des ACC-Teams” hatte in Zusammenarbeit mit dem Technikmuseum nicht nur für eine perfekte Organisation des Treffens gesorgt, sondern auch gleich noch eine ganze Ami6-Ausstellung im Museum organisiert, auf der auch einige Exponate aus dem Conservatoire Citroën Paris zu sehen waren, so beispielsweise die Studie C60 aus dem Jahre 1960. (Die Ausstellung zum Ami im Technikmuseum läuft noch bis in den Sommer hinein).
Vorkriegsfahrzeuge
Zwei der bemerkenswertesten Fahrzeuge auf dem Treffen waren die perfekt restaurierten C6 SIX aus 1930 und ein Citroën-Hinstin-Autochenille. Beide Wagen stellten ihr originäres Können unter Beweis: Während das Kettenfahrzeug am Rande des Geländes ins Gelände ging, konnten Interessierte im plüschigen Fond des C6 SIX Platz nehmen und einige Informationen aus erster Fahrer- und Restauratorhand erzählt bekommen. Lieferwagen vom Typ H und zwei Traction Avant schlugen dann die Brücke in die Nachkriegszeit des Hauses Citroën.
Bertonis DS, 2CV und Ami 6
Unter den herbeigerollten D-Modellen, die allesamt in schönen Erhaltungszuständen herbeigerollt kamen, stach vor allem ein aus Südafrika importierter rechtsgelenkter Break hervor. Erwartungsgemäß, aber in dieser Fülle doch überraschend, war der Anteil der Ami 6 & 8-Fahrzeuge, die unter den Augen einer Abordnung des Museo Flaminio Bertoni, die eigens aus Varese angereist war, in Speyer zu sehen waren. Von der frühen Limousine bis zum Ami Super im restaurierbaren Zustand fand sich alles, was einst unter der Baureihenbezeichnung Ami von Citroën produziert worden war. Lediglich die geschlossene Break-Ausführung Commercial suchte man vergebens. Zahlenmässig überboten wurden DS und Ami lediglich durch die vielen Enten, auch ein Mehari wurde gesichtet. Hier reichten die zu sehenden Fahrzeuge von Alltagsautos über Scheunenfunde bis hin zu perfekt restaurierten oder umgebauten Exemplaren.
Panhard
Immerhin ein halbes Dutzend Panhard-Fahrzeuge war ebenfalls in Speyer zu sehen und erinnerte nicht nur daran, dass die Pariser Marke einst Bestandteil des Citroën-Konzerns war, sondern vor allem auch innovative Fahrzeuge entwickelt hat. So hatte ein PL 17 trotz (oder wegen?) seines kleinen Zweizylinder-Boxermotors mit den Steigungen der am Sonntag ausgetragenden Rallye durch den Pfälzer Wald keinerlei Probleme. Sportlich verdeutlichte der Auftritt des Wagens an der Passtrasse hinauf zum Taubensuhl – 1929 Austragungsortes eines Bergrennens – weshalb Panhard in den Fünfziger und Sechziger Jahren auch im Motorsport Erfolge einfuhr.
Begeisterung seit 50 Jahren
Wie sehr der André Citroën Club seinem Anspruch gerecht wird, allen Fahrzeugen mit Citroën oder Panhard-Logo Heimat zu sein, zeigten die zahlreichen Vertreter von Typen der Siebziger Jahre bis heute. Über mehrere Citroën-Maserati im perfekten Zustand, eine Handvoll GS und GSA, CX, VISA, AX, BX, Xantia und Saxo bis hin zu Fahrzeugen des aktuellen Programms in Gestalt von C6, DS3 oder DS4 war ausnahmslos alles zu sehen, was Citroën in den letzten Jahrzehnten produziert hat, jüngste Neuzulassung ein Wohnmobil, laut Aussagen des Eigentümers ein “Junp-Y”. Und angesichts einiger Teilnehmer, die schon seit Jahrzehnten am Clubleben teilhaben und zwischenzeitlich eine beachtliche Citroën-Vita vorweisen können, wurde deutlich, dass Fahrzeuge mit Doppelwinkel-Logo offensichtlich bewegen und bis in heutige Zeiten zu langjähriger Markentreue führen. Ein Teilnehmer etwa war seit “1972 oder 73” nicht mehr auf Treffen des Citroën Clubs gewesen, bezog aber immer die ACZ und liess es sich zum Jubiläum nicht nehmen, stilecht im C5 aus dem verhältnismässig nahen Taunus anzurollen.
Ein zentraler Programmpunkt eines jeden ACC-Treffens ist seit jeher die abendliche Veranstaltung, die in diesem Jahr ganz unter dem Zeichen des Club- und Ami-Jubiläums stand. Eingeleitet von einem durchaus eigenwilligen Geburtstagsduett zweier Clubmitglieder mit Saxophon und Dudelsack, stand neben dem harten Kern des ACC-Teams auch mancher ausgezeichnete Teilnehmer auf der Bühne, daneben auch der eigens aus Köln angereiste Pressesprecher der Citroën Deutschland Gesellschaft.
Der zum Leitmotiv des Treffens erhobene Satz “50 Jahre Begeisterung”: Er war in allen Facetten des Treffens spürbar. Dem André Citroën Club an dieser Stelle nicht nur eine Gratulation zum halben Jahrhundert, sondern auch zu einem gelungenen Treffen. En avant Citroën!
Text und Bilder von Jan Eggermann
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