60 Jahre Citroën 2CV: Hergés Ente im Musée Beaubourg
Das Pariser Museum für Zeitgenössische Kunst führt unter der Inventarnummer AM 2006-94 eine Originalzeichnung aus Tim und Struppis L’Affaire Tournesol (dt. Der Fall Bienlein). Die Seite 12 mit der wohl bekanntesten Entenadaption der Comicgeschichte hatte 2008 Eingang ins Musée Beaubourg gefunden: Vor den Augen des Reporters Tim und seines Freundes Kapitän Haddock bremst der 2CV der beiden Kommissare Dupond & Dupondt, (dt. Schulze und Schultze).
Charakteristisch für die zunächst in belgischen Magazinen und Tageszeitungen, später dann in gebundener Form erscheinenden Geschichten rund um den Reporter Tim und seinem Hund Struppi war von Anfang an der von Hergé kreierte Zeichenstil, die sog. Ligne Clair (frz. klare Linie), die durch ihre präzise Konturrierung eine durchaus realistisch erscheinende Darstellung der Geschichten gewährleistete. Die Geschichten nahmen meist ihren Anfang in der belgischen Hauptstadt Brüssel und führten Tim auf Reisen durch die ganze Welt, einmal sogar an Bord einer Mondrakete bis auf den Erdtrabanten. In den Geschichten tauchten häufig Darstellungen von “einheimischen” Fahrzeugen auf. Die Wellblechente aus dem Fall Bienlein ist aber zweifellos das bekannteste Automotiv aus der Tuschefeder Hergés, zwischenzeitlich kann man sie sogar als Modell erwerben. Doch natürlich steht das Motiv nur stellvertretend für eine ganze Reihe detaillierter Abbildungen von Fahrzeugen aus dem Citroën-Montagewerk Forest. Immer wieder lieferte es Hergé Vorlagen für Automobile seiner Comics. Unfreiwillig setzte Hergé damit dem bis Dezember 1980 betriebenen Werk ein Denkmal, denn seine Liebe zum Detail ließ oft auch kleinste Details der belgischen Fahrzeuge auftauchen, die sich in den fünfziger und sechziger Jahren bekanntlich sehr von den französischen Originalen unterschieden.
Dass Tim und Struppi untrennbar mit der Geschichte des Citroën 2CV verbunden sind, liegt aber vor allem an den ab Mitte der fünfziger Jahre in Belgien beginnenden Werbeaktivitäten Hergés. Schon damals erschienen etliche Werbeanzeigen, die die Figuren mit gezeichneten Fahrzeugen der belgischen Citroën-Dependance zeigten, zu deren Produktionsprogramm damals auch noch die Marke Panhard gehörte. Es folgen in den siebziger Jahren kleinere Kampagnen zu den Citroën-Typen GS und LN, doch erst Mitte der achtziger Jahre erreichte die Tintin-Mania à la Citroën ihren Höhepunkt: Sage und schreibe vier als Tim und Struppi-Geschichten aufgemachte Prospekte zur Ente erschienen bis 1988 und vereinten werbewirksam die beiden Evergreens aus Autobau und Comicwelt!
Die Aventures de la 2CV Citroën waren in Frankreich, Belgien, Großbritannien, Luxembourg, den Niederlanden, Italien, der Schweiz und Österreich das Standardprospekt für jeden Entenkäufer. In die jeweiligen Landessprachen übersetzt hatten Tim und seine Freunde manches Abenteuer zu erleben, und die stets als Transportmittel eingesetzte Ente leistete natürlich zuverlässige Dienste. Lediglich in Deutschland erschienen die Prospekte nie offiziell, denn hier verließ sich Citroën längst auf den Slogan “Ente gut, alles gut!”
Von Jan Eggermann, 2008.
Die Geschichte vom 2CV, Tim und Struppi und der Grotte hantée erschien hierzulande erstmals auf der CD-ROM Voilà: Monpti von Jan Eggermann und Ingo Meier. Sie ist – ebenso wie die 24 originalen Tim und Struppi-Bände – in unserem Buchshop erhältlich.
Dieser Text gehört zur Serie “60 Jahre 2CV” aus dem Magazin Der Entenschnabel und ist in Auszügen dem 2005 erschienenen Buch Citroën 2CV – Die Ente in Deutschland entnommen. Erhältlich ist das Buch unter der ISBN 978-3980908221 oder bei BUCH & MOTOR, der Buchhandlung von Garage 2CV.
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