Zeitreise: Les Usines Citroën im Jahre 1927

 
Mit ein wenig Glück entdeckt man Dinge, von dessen Existenz man bislang nichts ahnte. So wie ein unscheinbares Heft namens Les Usines Citroën … Der offizielle Reiseführer zu den Citroën-Produktionsstätten des Jahres 1927 ! Herausgegeben von den Citroën Werken in Paris und verteilt an BesucherInnen der damaligen Werke. Der Umschlag aus Packpapier und schlicht bedruckt. Eingelegt ein Blatt mit Verhaltensregeln beim Besuch der Werke. Bitte nicht rauchen, bitte keine Fotos!
 
Manchen unter Ihnen haben wir schon zu einer Exkursion zu den heutigen Citroën-Sehenswürdigkeiten in Paris angeregt. Dass wir Ihnen nun auch den einstigen Zustand zeigen können, freut uns deshalb ganz besonders. Viel Spaß!
 

 
Einleitung: Un Point d`Histoire
 
1915 – mitten im Krieg – wurde in Paris am Quai de Javel die Firma Citroën gegründet.
Vier Jahre später – im Jahre 1919 – verließ der 10 CV als erster Ausdruck eines in Großserie produzierten französischen Fahrzeuges das Montageband. Von der Rüstungsproduktion ist die Firma in die Automobilindustrie gewechselt. Das ist der Ursprung der Kraft, die die Werke zum jetzigen Zeitpunkt in Europa ihre gleichen suchen lassen.
 
Die Produktion startete 1919 mit einem Tagesausstoß von 30 Fahrzeugen. Mit Ausdauer konnte die Produktion über 60, 100, 150 und 250 gesteigert werden. Eine Tagesproduktion von 400 Fahrzeugen wird für das erste Drittel des Jahres 1927 erwartet.
Das Mutterwerk am Quai de Javel, dass sich schon über eine Fläche von 15 Hektar ausdehnt, war bald nicht mehr ausreichend, um ein solches Arbeitsprogramm bewältigen zu können. Es war notwendig nach und nach neue Produktionsstätten zu errichten. Der aktuelle Stand der fast schon gigantisch zu nennenden Entwicklung wird durch fünf Gruppen von Werksteilen repräsentiert. Die Société André Citroën hat mit ihren Werken Paris fast eingekesselt. Das Ensemble mit modernsten Fertigungsanlagen ist bewiesenermaßen ein perfektes und vor allem funktionierendes Werkzeug. Zur Zeit konzentrieren sich alle Werke auf den Bau eines einzigen Fahrzeugtyps. Man kann daran ablesen, daß der Citroën 10 CV ein umfassendes Renomeé genießt. Er ist und bleibt an der Spitze der Entwicklung!
 
Die Handelsniederlassungen, Filialen im Ausland und ein Verkaufsnetz mit mehr als 5.000 Agenten sichern den Absatz der Produktion und lassen somit die Kundschaft an den Vorzügen teilhaben, die nur die Marke mit dem Doppelwinkel zu leisten im Stande ist.
 

 
Besuch bei den Citroën Werken
 
Die Rohstoffe aus Eisen werden in geschmolzener Form in die beiden Werke Clichy und Saint-Ouen angeliefert. In Clichy findet sich die Gießerei. Dieses Werk darf zur Zeit als neueste Innovation im Bereich der Metallurgie bezeichnet werden. Seine Einrichtung und Organisation sind einzigartig in der ganzen Welt. In Saint-Ouen finden sich die Stanzerei für Karosserieteile, die auf Schweisstechnik basierende Chassismontage, sowie Teile der Fertigung für die “Tout Acier”-Karossen. Das angeschlossene Werk Epinettes fertigt Getriebeteile. In Levallois befinden sich die Ersatzteil- und Zubehörwerke, ausserdem die Fertigung der Citroën-Kugellager. Gar nicht weit entfernt – in Suresnes – werden die Citroën-Halbkettenfahrzeuge “Autochenilles” gefertigt, die unlängst auf den afrikanischen Raids ihr Können unter Beweis gestellt haben. In Grenelle und in Gutenberg werden die Vorderachsen, Motoren und Getriebe zusammengesetzt und getestet. Schlußendlich werden im Werk Javel sämtliche vorgefertigten Teile zusammengefügt. Karosseriewerkstatt, Lackiererei und Endkontrolle nehmen ebenfalls breiten Raum ein. Das Ensemble der Citroën-Werke im Raum Paris umfasst eine Grösse von 70 Hektar. Etwa 35.000 Menschen arbeiten hier. Die Maschinenleistung beträgt rund 30.000 PS. Mehr als 12.000 Maschinen stehen zur Verfügung. Es gibt rund 11 Kilometer Fertigungsbänder und die werkseigene Eisenbahn verfügt über ein Netz von 15 Kilometern.
 
Außerhalb Frankreichs sind ebenso modern konzipierte Werke in Betrieb. Sie finden sich in
Brüssel, Köln, Mailand und Slough.
 

Usine de Javel (Eingang via rue de la Balard Nr. 62) Chassismontage, Karosseriemontage. Endabnahme. Verkaufsabteilungen. Verwaltung. Umfasst 18 Hektar – 18000 Mitarbeiter – 10000 PS Maschinenleistung – 3200 Maschinen – 15 Zulieferbänder – 36 Montagebänder.


 
Im Werk Javel findet sich die Generaldirektion der Usines Citroën. Die großen Abteilungen Technik, Finanzen und Verkauf sind hier untergebracht. Das Werk Javel ist das bedeutendste des Unternehmens. Wichtige produzierende Abteilungen wie die Chassis- und Karosseriemontage sowie die Endkontrolle befinden sich hier.
 

 
Die Einzelteile der “Tout acier”- Karossen werden in diesen Präzisionslehren zusammengesetzt um dann elektrisch verschweißt zu werden. Dann sind sie untrennbar zu einem homogenen Block verbunden: Verwindungssteif und extrem haltbar.
 

 
Tausende Meter Transport- und Fliessbänder werden in den Produktionshallen eingesetzt. Das Werk Javel verfügt darüber hinaus über 3.200 Werkzeugmaschinen, die zusammen eine Kraft von 14.000 PS entwickeln.
 

 
Jedes der Citroën Werke verfügt über ein eigenes Laboratorium, das seinerseits eng mit dem Hauptlabor in der rue Balard in unmittelbarer Nähe des Mutterwerkes zusammenarbeitet. Das Citroën Laboratoire darf ohne Zweifel als eines der modernsten der Welt bezeichnet werden. Es beschäftigt einige hundert Ingenieure, die experimentieren und die gesamte Fabrikation kontrollieren. Dank seiner Tätigkeit führten die Citroën-Werke eine Formel zu ihrem Triumph, die noch vor nicht allzu langer Zeit paradox erschien: Perfekte Qualität bei gleichzeitiger Massenherstellung. Dies ist ohne Zweifel der Grund für den Erfolg der Marke und die gigantische Entwicklung der Werke, in denen tausende von Arbeitern und Angestellten jeden Tag die Stärke des Doppel-Winkels bestätigen.
 

 
Text: Les Usines Citroën / Übersetzung Jan Eggermann, 2004
 
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