Permis de conduire – Erlaubnis zum Fahren ?


 
Die bisherige Entwicklung des Individualverkehrs und seine Zukunftsaussichten stehen im Pariser Museum Arts et métiers noch bis zum 7. Mai 2023 im Mittelpunkt einer sehenswerten Ausstellung. Und dabei spielen auch die Ente und Hersteller Citroën eine wichtige Rolle.
 
Text: Jan Eggermann, Bilder: Garage 2CV
 
Das 1794 gegründete und in Paris ansässige staatliche Technikmuseum ist mit seinen derzeit 46.000 inventarisierten Exponaten immer einen Besuch wert. Verteilt auf mehreren Etagen und nach Epochen sortiert sieht man im arts et mètiers erste mechanische Apparaturen aus dem 18. Jahrhundert, Dampfmaschinen und elektrische Apparate des 19. Jahrhunderts oder auch die Entwicklung im Bereich der Kommunikation von der Gutenbergschen Druckerpresse über Radio, Fernsehen und Minitel bis zum Mobiltelefon jüngerer Jahrzehnte. Zu den bemerkenswerten Exponaten zählt auch ein Exemplar des ersten von 1890 bis 1896 in Serie gebauten Automobils, ein Panhard & Levassor P2D oder und natürlich auch das hoch oben im Kirchenschiff der während der Französischen Revolution aufgelösten und zum Museum gemachten Priorei hängenden Flugzeuges, mit dem Louis Blériot als erster Mensch 1909 den Ärmelkanal überflog.
 
Der Citroën 2CV - also die gute alte Ente - ist zentraler Sympathieträger der aktuellen Ausstellung Permis de conduire im Pariser Museum arts et métiers.
 
Die aktuelle Ausstellung Permis de conduire ? stellt das Automobil in den Mittelpunkt. Seit seinem Siegeszug vor nunmehr 100 Jahren ist es zum (noch) unverzichtbaren Bestandeil individueller Mobilitätsbedürfnisse geworden. Doch die intensive Nutzung des Autos hat auch viele Konsequenzen hervorgerufen, die nicht ohne Folgen für das Verkehrsmittel selbst geblieben sind. Wir erleben es augenblicklich bei der Diskussion um Elektromobilität. Hat das Automobil vor dem Hintergrund der jahrzehntelangen Entwicklung eigentlich noch eine Zukunft ? Und wenn ja, welche Chancen könnten sich durch neue Techniken bei Antrieben oder auch durch autonomes Fahren ergeben ? Wird das Automobil weiterhin einen besonderen kulturellen Stellenwert haben, oder könnte es in Zukunft gewissermaßen ganz ohne Emotionalität einfach nur Transportmittel sein ? Permis de conduire ? sucht nicht nach Antworten auf diese Fragen. Doch dass dem Automobil auch die Zukunft gehören wird, ist der Gedanke, mit dem man die Ausstellung nach guten 45 Minuten wieder verlassen wird.
 

 
Am Anfang der Ausstellung steht die Individualisierung. Vielleicht 50 besonders hervorragende Typen der Automobilgeschichte sind in Form von Modellen in der Mitte des Raumes platziert. Wenn raumfüllende Projektionen mit Straßenszenen oder Werbeclips auf die Wände geworfen werden, erleuchten einzelne Säulen und ziehen die Blicke auf das jeweilige Automodell. Sieht man also den 2CV in guter, alter Zeit durch die Strassen schaukeln, dann wird die über allen Modellen thronende Charleston-Ente beleuchtet, die so etwas wie das Maskottchen der Ausstellung ist. In einem Begleitheft für kleine Besucher der Ausstellung erklärt die imaginäre Simone Louise des Forest (eine der ersten Frauen mit Führerschein und Teilnehmerin an Autorennen) dass der 2CV ihr bevorzugtes Auto sei. Gebaut worden sei der früher “deu-deuche” genannte 2CV zu einer Zeit, “als deine Großeltern klein waren.” Für viele Menschen dieser Epoche sei die Ente zum Synonym für erste Urlaubsreisen geworden. Und, unglaublich aber wahr: “Wenn man die Sitze heraus nimmt, kann man sie sogar für ein Picknick benutzen.”
Je weiter die Massenmobilisierung voran schreitet, umso mehr Raum nimmt das Marketing zur Erkläung des Autodesigns ein. Staatspräsident Charles de Gaulle in der Citroën DS bedarf in den Sechzigern keiner weiteren Erklärung, ganz im Gegensatz zu Automobilen vom Schlage eines 205 GTi.
 
Allein drei von Designer Robert Opron entworfene Citroën sind in der aktuellen Ausstellung zu sehen. Neben Citroën GS und CX auch dieser Ami 8.
 
Dass sich um die aufkommende Automobilwerbung eine eigene Formensprache entwickelt hat, ist im nächsten Raum zu sehen, wo man eine Tankstelle nachgebaut hat. An den Zapfsäulen steht ein 4CV Schnittmodell und in den Schaufenstern allerlei Devotionalien. Sie erklären die Schritte zum individullen Autokult: Von der Erklärung der Citroën-Hydropneumatik für Jugendliche, über Sticker “Baby an Bord” oder dem Department-Aufkleber als zeitgenössisches Individualisierungsmerkmal. Heutzutage unvorstellbar: Die Tankstellenmarke Antar brachte einst die besonders starken Gauloises Disques bleue als Gratis-Zigaretten unters fahrende Volk.
 
Dem kompakten Elektromotor - hier vom Citroën Ami - wir die Zukunft gehören.
 
Vielleicht am eindrucksvollsten für die künftige technische Entwicklung des Automobils sind zwei Exponate, die man im dritten Raum der Ausstellung findet. Neben einer Wasserstoffzelle oder einer aktuellen Plattform für Eletros stehen dort zwei Motoren direkt nebeneinander. Der eine ist das Schnittmodell eines Renault Dreizylinders der aktuellen Verbrenner-Generation. Ein wuchtiges Teil von vielleicht einem Meter Höhe. Seine Komplexität ist offensichtlich. Direkt daneben und so klein, dass man ihn schon fast übersehen könnte, steht der von Valeo entwickelte Elektromotor des heutigen Citroën Ami. Doch schon allein ihm, der in herkömmlichen Verbrennern allein als Lichtmaschine und Anlasser dienen würde, kann das heute in Frankreich schon große Verbreitung findende Citroën-Wägelchen theoretisch bis auf 90 km/h beschleunigt werden. Die Massenverbreitung von Elektros wird sicher nicht an deren Motoren scheitern, das ist sicher. Denn es gilt neben ganz praktischen Fragen wie der Batterieversorgung für hunderte von Millionen Fahrzeugen allein in Europa wohl vor allem den Faktor Mensch zu würdigen: 70% aller Autofahrer geben an, dass sie den Duft von Benzin vermissen werden.
 

 
Vielmehr dürften es rein praktische Fragen sein, die das Automobil vor allem in größeren Städten begrenzen: Reicht der Parkraum, reichen die Ladestationen ? Und woher kommt eigentlich die Energie für so viele Autos ? Intelligente Lösungen vom Carsharing bis hin zu autonomen Fahrzeugen könnten Lösungsansätze bieten, womit sich dann auch der Weg in den letzten Raum von Permis de conduire ? beschäftigt. Und warum schwebt ausgerechnet dort über allem eine leibhaftige Citroën DS ? Liegt die Zukunft der Mobilität aufgrund überfüllter Straßen gar in der Luft ? “Die DS von Citroën wurde von dem italienischen Bildhauer Flaminio Bertoni entworfen und ist unverwechselbar. 1957 enthüllte die Marke mit dem Doppelwinkel auf der XI. Triennale in Mailand eine besondere Interpretation der DS, die ohne Räder (und Straßen) auskommt und so die außergewöhnliche Aerodynamik des Wagens hervorhebt. Die DS wurde als Kunstwerk präsentiert und zeigte die Schönheit des Nützlichen, was auch hier durch die Platzierung über den Köpfen zum Ausdruck gebracht wird.”
 

“Œuf, Inventarnummer 40.937, Paris, Musée des Arts et Métiers: Paul Arzens hat ein ganz eigenes Verhältnis zum Automobil: Er fährt nur Fahrzeuge, die er selbst geschaffen hat. (…) 1942 entwirft sich Arzens sein “Ei” mit einem Elektromotor, der sich aus fünf Batterien à 250 Ampere speist und eine Reichweite von 100 Kilometern mit einer Spitze von 70 km/h ermöglicht.”
 

18. Oktober 2022 bis zum 7. Mai 2023
Permis de conduire ?
Musée arts et métiers
60 rue Réaumur
75003 Paris
Metro: arts et métiers
 
Tipp : An jedem ersten Sonntag des Monats sind die Pariser Museen gratis zu besuchen.
 
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