Buchtipp: Der Renault R4 – Eine Legende
Im Buchhandel spielte der Renault 4 als jahrzehntelanger Hauptkonkurrent der Ente bislang überhaupt keine Rolle, denn es gab keinen einzigen deutschsprachigen Titel zu dem bis 1992 sehr erfolgreich verkauften Kleinwagen. Jetzt erschien mit Claus V. Schramls Renault R4 – Eine Legende erstmals ein Buch in deutscher Sprache, das den publizistischen Vorsprung der Ente zumindest ein wenig verringern hilft.
Das im Starnberger Runkersraith Verlag verlegte Buch hat einen stattlichen Umfang von 416 Seiten und zeigt mehr als 400 Abbildungen, was bereits auf der Titelseite des Paperbacks vermerkt wird. Beim ersten oberflächlichen Durchblättern fällt zunächst die Fülle von Fotos und Abbildungen auf. Sehr ungewöhnlich für ein Autobuch heutiger Tage ist dabei die durchgängige Gestaltung in schwarz-weiß auf mattem Papier. Ungewöhnlich auch die Mischung von sehr sehenswerten Pressefotos, Texten und archivierten Screenshots einschlägiger Internetseiten und dem werksoffiziellen Fernsehsender Renault TV, wobei gesagt sein muss, das die Qualität mancher Abbildung sehr an Papier und Layout leidet.
Als aufgelockerten inhaltlichen Einstieg präsentiert der Autor einen ganz frühen Renault 4, der einst als Showroom-Fahrzeug nach Südfrankreich geliefert worden war und nach fünfzig Jahren in erster Hand noch heute erhalten ist. Es folgt ein kurzer Abriß zum R4-Jubiläum und ein Text von R4-Kenner Ingo Heitel, der seit Jahren eine Internetplattform zum kleinen Renault betreibt. Spätestens auf Seite 35 ist der Leser mittels eines flüssigen und informativen Schreibstils nicht nur schnell im Thema, sondern auch im ersten Kapitel angekommen, das sich mit ersten Vorentwürfen zum Renault 4 beschäftigt.
Beeindruckend ist bereits auf diesen ersten Seiten die Fülle an Bildmaterial, das allerdings – wie bereits erwähnt – oft in leider schlechter Qualität wiedergegeben wird. Doch der Faszination, die dieses Buch inhaltlich ausstrahlt, scheint das keinen Abbruch zu tun zu wollen, denn Autor Claus V. Schraml gelingt es, die Schwächen im Layout auf eine ganz besondere Art durch seine flüssig lesbare und doch ungemein akribische Arbeit zum Renault 4 auszugleichen. Im nächsten Augenblick versteht man dann auch die Leidenschaft und Passion, mit der dieses Buch entstanden sein muss. Hier schreibt kein Autor um des Schreibens Willen, sondern ein ehrlich Begeisterter, der die Geschichte des Renault 4 umfassend vermitteln will. Und das gelingt, wie man immer wieder an vielen Stellen des Buches merkt, so etwa dann, wenn selbst zu entferntesten Renault 4-Abarten und entlegendsten Montagewerken noch wissenswerte Informationen auftauchen, die man nicht erwartet hätte.
Wieder ganz im Stil eines klassischen Autobuches ist die ab Seite 169 beginnende Typologie des Renault 4 mit allen wichtigen Modelländerungen von 1961 bis 1992, zusätzlich finden auch seltene Varianten wie ein R4 Fliessheck-Coupé (!!!) aus Uruguay bildliche Erwähnung. Unzählige Fotos, statistische Informationen, Pressemitteilungen von Renault und viele informative Kurztexte läuten dann irgendwo gegen Seite 400 das trotz des Umfangs viel zu schnelle Ende des Buches ein.
Als Verlagsmotto gibt Runkersraith La liberté d’être fou (zu deutsch etwa Die Freiheit verrückt zu sein) an. Ja, dieses Renault 4 Buch hat sich tatsächlich die Freiheit genommen, etwas verrückt zu sein. Und gerade das macht seinen Charme aus und vielleicht noch mehr, denn jede weitere Veröffentlichung wird sich an diesem unscheinbaren Renault R4 – Eine Legende messen lassen müssen !
Von Jan Eggermann
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